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4. Tafeln zu bestimmten Ereignissen

In diesem Kapitel sollen Tafeln behandelt werden, die sich mit speziellen Ereignissen, Unfällen, Besuchen hoher Persönlichkeiten, Einführung technischer Neuerungen, Fertigstellung von Einrichtungen usw. beschäftigen.


4.1. Tafeln mit Jahreszahlen

Einfachste Form der "Ereignistafeln" sind Tafeln mit Jahreszahlen. Sie dürfen nicht verwechselt werden mit den Jahrestafeln aus Kapitel 1, da sie nicht den zu dem jeweiligen Jahresende erreichten Vortrieb, sondern die Fertigstellung von Einrichtungen, Gewölbemauern, Ausbau usw. belegen. Sie können zu einem beliebigen Zeitpunkt im Jahr angefertigt worden sein.


Bild 4.1.01:
Tafel mit Jahreszahl 1603. Die 3 ist spiegelverkehrt eingeschlagen. Himmelfahrt Fundgrube, Freiberg, Erzgebirge, Sachsen. Foto: anonym (1).









Bild 4.1.02:
Tafel mit Jahreszahl 1730 und dem Namen Cacob Creitziger in einem Gewölbe. Müdisdorfer Rösche bei Brand-Erbisdorf, Erzgebirge, Sachsen. Foto Thomas Witzke.









Bild 4.1.03:
Tafel mit Jahreszahl 1797 in einem Gewölbe. Der Stein ist etwa 3 - 4 cm erhaben eingesetzt. Thelersberger Stollen, Brand-Erbisdorf, Erzgebirge, Sachsen. Foto Michael Pfefferkorn.









Bild 4.1.04:
Jahreszahl 1849 in einem Gewölbe. Sie dokumentiert die Fertigstellung des Gewölbes. Grube Himmelfahrt, Freiberg, Erzgebirge, Sachsen. Foto Michael Pfefferkorn.









Bild 4.1.05:
Tafel mit Jahreszahl 1851 in einem Gewölbe, aus dem Neuhoffnung Stollen, Kamsdorf, Thüringen. Foto Michael Pfefferkorn.









Bild 4.1.06:
Tafel mit Jahreszahl 1943 - 44 in einer Mauer in der Grube Brefeld, Tarthun bei Staßfurt, Sachsen-Anhalt, errichtet während der Nutzung als Munitionslager. Foto Thomas Witzke.









Auch wenn die folgende Tafel von 1948 aus der Grube Morgenstern bei Freiberg in ihrer Ausführung den dort üblichen Jahrestafeln (siehe Kapitel 1.2.) entspricht, ist sie sicher nicht als eine solche einzuordnen. Sie stammt aus der Zeit, als die SAG Wismut einen kurzzeitigen Abbau in der Grube betrieb.


Bild 4.1.07:
Tafel mit Jahreszahl 1948. Grube Morgenstern, Freiberg, Erzgebirge, Sachsen. Foto Thomas Witzke.










4.2. Durchschlagstafeln

Die folgende Tafel in der Müdisdorfer Rösche bei Brand-Erbisdorf enthält folgenden Text:
"ANFANG Q(uartal) R(eminiscere) 1787 DURCH Q R 1790 25 La(chter)" und Nameskürzel.


Bild 4.2.01:
Durchschlagstafel. Müdisdorfer Rösche bei Brand-Erbisdorf, Erzgebirge, Sachsen. Foto Thomas Witzke.










Es gibt im Freiberger Revier auch Durchschlagstafeln, die in der Ausführung den Jahrestafeln entsprechen, und in einer kontinuierlichen Folge von Jahrestafeln aus beiden Richtungen des Vortriebs auftreten.


Bild 4.2.02:
Durchschlagstafel von 1795, aus der Grube Gesegnete Bergmannshoffnung, Obergruna bei Freiberg, Erzgebirge, Sachsen. Foto Thomas Witzke.









Bild 4.2.03:
Durchschlagstafel von 1814 aus der Grube Reiche Zeche, Freiberg, Erzgebirge, Sachsen. Foto Thomas Witzke.









Bild 4.2.04:
Durchschlagstafel mit Inschrift
"10t AbRIL 1791"
, Tiefer Georgstollen, Harz, Niedersachsen. Foto Michael Pfefferkorn.









Auch aus jüngerer Zeit sind Durchschlagstafeln bekannt. Das folgende Bild zeigt eine derartige Tafel von 1943 aus der Grube Büchenberg, Richtstrecke 50 m-Sohle, zwischen Rothenbergschacht und Gräfenhagensbergschacht.


Bild 4.2.05:
Durchschlagstafel, 31. 8. 1943. Grube Büchenberg, Harz, Sachsen-Anhalt.












© Thomas Witzke und die jeweiligen Bildautoren {mospagebreak}


4.3. Unfalltafeln

Die folgende Tafel aus dem Freiberger Revier (Grube St. Donat, 4. Donater Schacht) soll nur vorläufig hier eingeordnet werden, da ihre Bedeutung nicht geklärt ist. Gegenwärtig gibt es mehrere Deutungen. Eine Erklärung geht von einer Unfalltafel aus. Demnach wäre hier im Jahre 1576 ein Hans Benel (das N im Vor- und Nachnamen ist auf der Tafel nur durch einen Strich angegeben) verunglückt. Dafür würde das Kreuz sprechen, dagegen aber die Tatsache, dass Unfalltafeln im Freiberger Revier unüblich waren. Die zweite Deutung geht von einem reichen Erzanbruch an dieser Stelle aus. Die Grube hat im Zeitraum 1524 - 1591 lediglich von 1575 - 1577 Ausbeute geliefert, danach verschwand sie wieder in der Bedeutungslosigkeit. Das höchste Silberausbringen mit 145 kg wurde 1576 erzielt. Schwierig ist nach dieser Deutung allerdings das Kreuz zu erklären, denkbar ist, dass es ein Symbol für die Dankbarkeit für den Erzanbruch wäre. Weiterhin hat es im Freiberger Revier erheblich größere Erzanbrüche gegeben, die nicht durch Tafeln gewürdigt sind. Eine dritte Deutung wäre ein Durchschlag zu einem Entwässerungsstollen, durch den der Abbau in tieferen Grubenteilen möglich wurde und damit auch die stark gestiegenen Erzlieferungen erklärt werden können. Das Kreuz könnte dann wieder die Dankbarkeit symbolisieren, unklar wäre aber die Bedeutung des Namens.
Die Tafel ist auf mehreren Grubenrissen vermerkt. Angaben zur Person Hans Benel sind bisher nicht bekannt. Zechenregister von St. Donat aus dieser Zeit fehlen. Im Freiberger Bürgerbuch taucht Hans Benel nicht auf, was aber nur bedeutet, dass er kein Hausbesitzer war oder in einer Vorstadt gewohnt haben kann.
In Zusammenhang mit dieser Tafel steht eine vermutlich in der Mitte des 18. bis Anfang des 19. Jahrhunderts entstandene Sage, auf die von KUGLER (1998) näher eingegangen wird. Die Sage handelt von dem armen Bergknecht Hans, der Hilfe von einem Berggeist bekommt, dafür aber Schweigen bewahren muss. Beim reichlich genossenen Bier plaudert er das Geheimnis aus. Dafür wurde er vom Berggeist umgebracht. Die Haspelknechte konnten ihn nur noch tot im Kübel bergen. Armut-Beschenkung-Geheimnisverrat-gewaltsamer Tod ist ein typisches Sagenmotiv. Die konkrete Bedeutung der Tafel war offenbar schon im 18. Jahrhundert nicht mehr bekannt, was Anlass zur Entstehung der Sage gab.


Bild 4.3.01:
Tafel mit Kreuz und Inschrift Hans Benel, Grube St. Donat, Revier Himmelfahrt Fundgrube, Freiberg, Erzgebirge, Sachsen. Foto: Michael Pfefferkorn.









Die folgende Tafel ist ebenfalls möglicherweise eine Unfalltafel. Sie befindet sich auf dem Samuel-Spat, Moritz Stollen in Zug, Erzgebirge.


Bild 4.3.02:
Fragliche Unfalltafel, Moritz-Stollen, Zug bei Freiberg, Erzgebirge, Sachsen. Foto: Michael Pfefferkorn.










4.4. Tafeln zum Besuch hoher Persönlichkeiten

Zwei sehr schön gearbeitete Tafeln zum Besuch von König Friedrich August im Jahr 1852 und König Johann mit Prinz Georg im Jahr 1855 befinden sich im Rothschönberger Stollen in Sachsen. Der Besuch unterstrich auch die Bedeutung des Stollens für das Freiberger Revier.

Bild 4.4.01:
Tafel zum Besuch von König Friedrich August 1852. Rothschönberger Stolln, Sachsen. Foto: Michael Pfefferkorn.









Bild 4.4.02:
Tafel zum Besuch von König Johann und Prinz Georg 1855. Rothschönberger Stolln, Sachsen. Foto: Michael Pfefferkorn.









Eine leider recht schlecht erhaltenen Tafel zum Besuch von Prinz Friedrich von England findet sich im Mundlochbereich des Tiefen Georg Stollens im Harz.

Bild 4.4.03:
Tafel zum Besuch von Prinz Friedrich von England. Tiefer Georg Stollen, Bad Grund, Harz, Niedersachsen. Foto: Michael Kitzig.









Der schwer lesbare Text lautet:
IHRO KÖNIGL. HOHEIT
DER
PRINZ FRIEDRICH
VON ENGLAND
PRINZ BISCHOF
ZU OSNABRÜCK
GERUHETEN
IN HOHER PERSON
DEN TIEFEN GEORG S
(TOLLEN)
ZU BEFAHR(EN)
DEN 15TEN JUNIU(S 1781)
(GLÜCK AUF)

Der letzte Teil ist beschädigt bzw. nicht sichtbar.




Literatur: J. KUGLER (1998): "Der Berggeist von St. Donat" - eine Freiberger Sage und ihre Entstehung.- Schriftenreihe: Akten und Berichte vom Sächsischen Bergbau, Heft 10. Jens Kugler Verlag, Kleinvoigtsberg.




© Thomas Witzke und die jeweiligen Bildautoren {mospagebreak}


4.5. Tafeln zu sonstigen besonderen Ereignissen

Bild 4.5.01:
Schießtafel, Grube Alte Elisabeth, Freiberg, Erzgebirge, Sachsen. Foto: Thomas Witzke.









Diese und die auf dem gegenüberliegenden Stoß befindliche Tafel dokumentieren das Einführen des Schießens aus dem Ganzen 1767 im Freiberger Revier. Die mit viel Text versehene Tafel auf dem gegenüberliegenden Stoß befindet sich (Stand Januar 2002) durch zum Teil abgeblätterte Ausmalung leider in einem Zustand, durch den auf Fotos praktisch nichts von der Schrift zu erkennen ist.

Auf der deshalb hier nicht im Foto dargestellten Tafel ist folgender Text zu lesen:
Auf Hohe
Anordnung Einer Hohen
Revisions Comision, ist un
ter Aufsicht des dermalige
He. Stollgeschw. P.G. Klems ud
[= und]
St. Ob. str. [= Stolln-Obersteiger] J.C.H. Heinets QV.
Crv 1767 No. 7 bis ud mit No. 10 W
mit belegung doppelter mannschaft
zu 4 st. die Einrichtung mit schüsen
außn gantzen gemacht ud mit
12 Häuern in 4 S.G.
[= Sondergedingen] beÿ 1 lr. Höhe
4 ½ lr. länge vorhero aber durch
6 Häuer in 4 SG beÿ ¾ Lr. Höhe
1 ½ Lr. auf gefahren woden.
A.C. ENGELHARDT.



Bild 4.5.02:
Spundtafel, auf dem Sonne Stehenden, Nähe des Inslerschachtes, Zug bei Freiberg, Erzgebirge, Sachsen. Foto: Michael Pfefferkorn.









Die Tafel gibt an, dass 1850 auf einer Länge von 218,85 Lachter der Gang verspundet und Gefluterkästen gebaut wurden, um die Wässer abzuleiten. Diese Einbauten haben erhebliche Kosten verursacht und man war zu Recht stolz auf diese Leistung und hat dies deshalb mit einer großen Tafel gewürdigt.

Text auf der Tafel:
Diese Spundstücken von Insler bis Neu
glück Spat, als 57 Paar von 19 ¾ Zoll mere Höhe
u. __Zoll zur Weite, 72 Paar von 16 ¾ Zoll mr. Höhe u.
2_ Zoll zur Weite sind an Quart Cruc. 1850 gelegt
worden. Die sämtl Läge beträgt 218,85 Lachter




Im Rothschönberger Stollen, der das Freiberger Revier entwässert, gibt es zwei Tafeln zu Hochwasserereignissen 1897 und 2002. In beiden Fällen gab es einen Verbruch im Bereich des Halsbrücker Spates und es mussten Umfahrungen angelegt werden.



Bild 4.5.03:
Tafel zu dem Bruch nach dem Hochwasser 1897. Rothschönberger Stollen, Bereich 7.- 8. Lichtloch, Erzgebirge, Sachsen. Foto: Holger Lausch.

Text auf der Tafel:
Durch das Hochwasser am 30./31. Juli 1897 wurde das
Sandsteingewölbe bei dem übersetzenden Halsbrücker
Spat durchbrochen und der Stolln auf 578 m Länge
bis 2,35 m. Höhe durch Bergmassen verschüttet. Nach
Aufgewältigung dieser Massen wurde dieser Um-
bruch 108 m. lang geschossen, beim übersetzenden Spat
auf 25,5 m. Länge mit Beton und Ziegelgewölbe verwahrt,
der verbrochene Hauptstollnort aber durch zwei 3 m.
starke Ziegelverspünden vermauert.
Diese Arbeiten wurden
begonnen
am 19 / VIII 1897
beendet
am 31. / I 1900
Stephan. Betriebsdirektor.
Lissner. Obersteiger.



Bild 4.5.04:
Tafel zu dem Bruch nach dem Hochwasser 2002. Rothschönberger Stollen, Bereich 7.- 8. Lichtloch, Erzgebirge, Sachsen. Foto: Holger Lausch.










Im Ernst-August-Stollen im Harz findet sich eine Tafel "Anfang am 1ten April 1871", die den Ort und den Zeitpunkt des Beginns der Auffahrung des Lautenthaler Flügelorts angibt.

Bild 4.5.05:
Tafel im Ernst-August-Stollen, Harz, Niedersachsen. Foto: Michael Pfefferkorn.











© Thomas Witzke und die jeweiligen Bildautoren

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