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Die GAG wünscht die Einfügung der Anmerkung, daß die Entnahme von bearbeitetem Holz aus einem Bergwerk ggf. eine illegale Entnahme eines Bodenfundes darstellen könnte und der/die Finder diesen Aspekt unbedingt berücksichtigen müssen.

Wer im Alten Mann unterwegs ist – vor allem bei Erstbefahrungen nach der Betriebszeit – findet bei entsprechender Aufmerksamkeit nicht nur das eiserne Gezähe, manchmal Tonlampen für Unschlitt, Ölhörner, Ölkrüge und Lampenölflaschen, sondern auch Gezäheteile und anderes zum Bergbau gehörende Material aus Holz: Helme (= Stiele) von Bergeisen, Schlägeln, Kratzen und Keilhauen, Erztröge, Bohrtröge, Lettentröge, gelegentlich Hunte, Hauerstühle, Erztragen, Erzkörbe, Handhaspeln mit Förderkübeln, Fahrten, Schwellen (auch die für Spurnagelhunte) und natürlich das Ausbauholz. Im alpinen Bereich findet man auch Steigbäume und Kienspäne. Auf die Konservierung von Steigbäumen und Fahrten dürfte wegen des bei Sammlern begrenzten Raumes normalerweise verzichtet werden. Ein Hunt (aus der Zeit vor ca. 1850) dürfte normalerweise die Obergrenze für unsere Konservierungsmöglichkeiten darstellen.

Die Konservierungsmethode für Naßholz bis zur Größe von Schiffen (!) war früher die Anwendung von PEG (Polyethylenglykol). Man brauchte, je nach Größe des zu konservierenden Gegenstandes, z. T. erhebliche Mengen an Chemikalien und ein entsprechend großes Tauchbecken mit interner oder externer Heizung. Statt des Eintauchens des zu konservierenden Gegenstandes in einem Tränkebad konnte PEG auch aufgesprüht werden. Diese Methode kommt für einen durchschnittlich ausgestatteten Freund bergmännischer Altertümer nicht in Frage, z. T. aus Kostengründen, z. T. wegen der notwendigen Erwärmung der Konservierungsbecken. Glücklicherweise gibt es seit den 1980er Jahren auch die Möglichkeit für den kleinen Geldbeutel eine völlig ausreichende Naßholzkonservierung, die noch dazu gesundheitlich völlig ungefährlich ist, durchzuführen: die Konservierung mit Zucker. Im Folgenden soll eine solche Konservierung mit Zucker beschrieben werden.

Eine Konservierung von Naßholz ohne Anwendung von PEG oder Zucker ist praktisch nicht möglich. „Im Naßzustand wird die Formstabilität des abgebauten Holzes weitgehend durch Wasser garantiert. Beim Trocknen wandert das Wasser in den Hohlräumen tiefer in das Holz hinein. Dabei zieht die Wasseroberfläche - entsprechend der Oberflächenspannung von Flüssigkeiten - wie ein Reißverschluß die Wände oder Wandfragmente des Hohlraumsystems hinter sich zusammen.“ (DUMKOW, S. 186). Der zu konservierende Gegenstand wurde geschützt vor Austrocknung und mechanischer Beschädigung zum Konservierungsort transportiert. Er wurde daher schon untertage im Fundzustand in Kunststofffolie gehüllt in einem stoßfesten Behälter verpackt. Der Gegenstand wurde am Konservierungsort mechanisch gründlich mit Wasser gereinigt.

Der Gegenstand wurde in einen angemessen großen Behälter gelegt und in eine Zuckerlösung (Haushaltszucker) getaucht. Die Konzentration der Zuckerlösung zu Beginn der Tränkung lag bei 5 %, d. h. 1 l einer 5prozentigen Zuckerlösung enthielt 50 gr Zucker. Um zu verhindern, daß die Zuckerlösung durch Mikroorganismen zerstört wurde - das kann man am Schäumen bemerken - wurde der Zuckerlösung als Biozid 0,1 % Thymol (bezogen auf die Wassermenge) zugesetzt. D. h. auf 1 l Wasser kam 1 gr Thymol. Thymol ist über eine Apotheke beziehbar und wird z. B. bei der Bekämpfung von Ungeziefer in Bienenstöcken eingesetzt. Alle 2 bis 4 Tage wurden pro Liter Zuckerlösung weitere 50 gr Zucker zugesetzt. Die Tränkelösung umfaßte im beschriebenen Fall 12 l, es wurden also immer 600 gr Zucker zugesetzt. Nach ca. 50 Tagen wurde das Intervall von 2 - 4 Tagen auf 14 Tage verlängert. Gegen Ende der Festigung wurde weiter in 600-gr-Schritten Zucker zugegeben. 32 Wochen nach Tränkungsbeginn erfolgte die letzte Zuckergabe. 38 Wochen nach Tränkungsbeginn war der Zucker nach 6 Wochen des Ruhens etwa zur Hälfte nicht mehr aufgelöst. Bei diesem Stand der Konservierung bin ich davon ausgegangen, daß die angestrebte Konzentration erreicht ist. Nach dem Erreichen der angestrebten Konzentration haben verschiedene Restauratoren den hölzernen Gegenstand noch unterschiedlich lange in der Lösung ruhen lassen, um eine maximale Durchtränkung zu erreichen: COTT 3 Monate, KOESLING 5 Monate. Auf die gelegentlich erfolgte Kontrolle der Durchtränkung durch das Holzgewicht habe ich verzichtet. Ich habe auf ein weiteres Ruhen in der Lösung verzichtet.

Der Gegenstand wurde der Lösung entnommen und unter einem kräftigen und feinen Wasserstrahl der Dusche gründlich gereinigt. Danach wurde er auf eine dicke Lage von stark saugfähigem Papier einer Küchenrolle gelegt. Das Ganze wurde in einem kleinen Raum (nicht angeschlossener Backofen) deponiert. Nach 40 Tagen wurde die Trocknung an der freien Luft in einem ungeheizten Raum fortgesetzt. Der Gegenstand wurde von Zeit zu Zeit auf Risse untersucht, die beim Auftreten sofort mit Holzkitt geschlossen worden wären. Risse traten aber nicht auf. Da Zucker hygroskopisch (wasseranziehend) ist, wurde später von Zeit zu Zeit der Gegenstand auf Klebrigkeit hin überprüft. Für die gesamte Trocknungszeit habe ich 6 Monate angesetzt. Auf die Anwendung einer heißen Zuckerlösung zur Beschleunigung des Tränkungsprozesses habe ich verzichtet und bei dem Trocknungsprozeß der traditionellen, langsamen und kontrollierten Lufttrocknung den Vorzug vor der Vakuumgefriertrocknung wie bei der Konservierung von feuchtem Papier gegeben.

Die Materialstärke des zu konservierenden Gegenstandes betrug maximal 5 cm. Für die Bereitstellung des zu konservierenden Gegenstandes vor langer Zeit bedanke ich mich besonders herzlich bei Norbert Schüttler (Leipzig).

DUMKOW, M. u. PREUß, H.: Konservierung von Naßholz mit Rübenzucker. In: Arbeitsblätter für Restauratoren. H. 1. 1990. Gruppe 8: Holz. S. 186-192.
HOFFMANN, P.: Das Zuckerschiff. Zur Konservierung e. mittelalterl. Schiffsfundes. In: Restauro 5. 1995. S. 350-355.
HOFFMANN, P.: Zur Restaurierung mittelalterlicher Daubengefäße mit Polyethylenglykol. In: Arbeitsblätter für Restauratoren. H. 2. 1984. Gruppe 8: Holz. S. 98-111.
KOESLING, V.: Zwei Kloben aus der Takelage eines hölzernen Kaffenkahns. Konservierung mit kalter Zuckerlösung. In: Restauro. 4. 1993. S. 243-245.
Cott, J.: Arbeitsbericht über die bisherigen Erfahrungen mit der Zuckerkonservierung am Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens in Weimar. In: KONSERVIERUNG VON ARCHÄOLOGISCHEM NAßHOLZ MIT ZUCKER. Dokumentation d. Seminars … Freiburg 1992. S. 38-41.
SCHMIDT-REIMANN, Ph.: Vorm Verfall bewahrt - Konservierung archäologischer Hölzer. In: Silberrausch und Berggeschrey. Archäologie d. mittelalterl. Bergbaus in Sachsen u. Böhmen. Dresden 2014. S. 107-112.