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Die Kali-Grube Brefeld in Tarthun bei Staßfurt im nördlichen Harzvorland wurde im Vergleich zu anderen Gruben am Staßfurter Sattel erst spät angelegt. Bohrungs- und Erkundungsarbeiten dauerten von 1891 - 1894. Am 12.2.1898 erreichte Schacht I bei 205 m Teufe das Kalisalz. Abgebaut wurde zunächst das Kalium-Mineral Kainit, das einen typischen Hut im oberen Teil des Sattels bildet. Der Abbau erfolgte in Kammern mit einer Breite von 26 m, einer Höhe von 6 m und einer Länge von etwa 40 m. Schacht II wurde 1902 abgeteuft. 1906 erreichte er die Endteufe von 508 m. 1908 und 1909 kam es zur Unterbrechung der Förderung nach dem Zutritt brennbarer Gase auf der 400- und 500-m-Sohle. 1919 erfolgte die Konsolidation der Grube mit dem Staatlichen Salzwerken Staßfurt. Auf Grund der schwierigen wirtschaftlichen Situation in Deutschland wurde die Grube 1924 gestundet, die Wasserhaltung blieb jedoch in Betrieb. 1928 übernahm die Preussag die Grube Brefeld, ohne sie jedoch in Betrieb zu setzen. Bereits 1929 fiel die Entscheidung zur Aufgabe der Grube. Da die Wasserzuflüsse unerheblich waren, wurde auch die Wasserhaltung eingestellt. Nach Verwahrungs- und Abbrucharbeiten zog sich die Preussag 1930 von der Grube Brefeld zurück. Bereits 1934, und damit bemerkenswert lange vor Kriegsbeginn, erhielt die Preussag die Aufforderung, die Schächte zur Einlagerung von Munition zur Verfügung zu stellen. 1935 wurde die Grube von der Luftwaffe übernommen. Zusätzlich zu den vorhandenen Kammern wurden in der Folgezeit weitere Kammern zur Einlagerung von Munition aufgefahren. Bis Kriegsende wurde die Grube intensiv als Luftmunitionsanstalt genutzt. Die für eine Grube untypischen Tagesanlagen (Bild 1) aus dickem Stahlbeton wurden offenbar angelegt, um der Luftaufklärung ein gewöhnliches Haus vorzutäuschen und Schäden des Schachtes durch Bombardierungen zu verhindern.
Nach der Niederlage Deutschlands zuerst von den Amerikanern begutachtet. Wenige Monate später folgte durch die sowjetische Militäradministration die Anweisung zur vollständigen Beräumung der Grube, einschließlich der Grubenschwellen. Die Arbeiten wurden 1953 beendet. 1994 wurde die Grube durch das Bergamt und die Ruhrkohle AG geöffnet und befahren, um Aussagen über eventuell notwendige Sicherungsmaßnahmen treffen zu können. In der Folgezeit wurde der Sumpf von Schacht I verfüllt und der tiefe Teil von Schacht II verwahrt.
Der Autor erhielt 1998 und 1999 die Möglichkeit, die Grube Brefeld zu befahren, dabei entstanden auch die Fotos (alle Fotos T. Witzke). Bedanken möchte ich mich bei Georg Brockt (Bergamt Staßfurt), Klaus Zerbe (Hecklingen) und den Mitarbeitern vom Schachtbau Nordhausen.


Das Kalisalz Kainit stellt kein primäres Salzmineral in der üblichen evaporitischen Abfolge dar, sondern ist durch metasomatische Umbildung aus Carnallit in Folge der Einwirkung von komplexen gesättigten Laugensystemen entstanden.
Bei der mineralogischen Untersuchung konnten durch den Autor einige Minerale nachgewiesen werden, die aus dem Staßfurter Sattel bisher noch nicht bekannt waren. Folgende Minerale wurden in der Grube Brefeld gefunden:
Elemente: Schwefel.
Sulfide: Pyrit, Pyrrhotin.
Halide: Halit (Steinsalz), Sylvin, Bischofit, Carnallit, Tachyhydrit.
Oxide: Hämatit.
Borate: Szaibelyit, Hydroboracit, Boracit.
Sulfate: Anhydrit, Gips, Kieserit, Pentahydrit, Hexahydrit, Epsomit, Syngenit, Leonit, Blödit, Picromerit, Polyhalit, Kainit.
Silikate: Amesit.

Literatur:
G. Brockt, K.-J. Fritz, K. Stedingk & T. Witzke (2001) Die ehemalige Kaligrube Brefeld bei Staßfurt - Streiflichter aus einer faszinierenden Welt.- Mineralien-Welt 12(2), 15-27


Bilder

1. Die Tagesanlagen der Grube Brefeld.

2. Zur Befahrung steigt man in eine Tonne, die Tonne wird angehoben, .....

3. .... Klappe auf und es geht abwärts ....

4. .... und weg sind sie.

5. Auf der Plombe in etwa 200 m Tiefe. Der gemauerte Rundschacht hat einen Durchmesser von etwa 8 m.

6. Trockenmauer aus Steinsalz an einer Schachtumfahrung.

7. Verbruch auf der Tiefbausohle zu den Unterwerksbauen.

8. Wahlkampf für die USPD von 1920 in der Grube. Das seitenverkehrte "S" war noch an anderer Stelle in der Grube zu sehen.

9. Tafel von 1944 aus der Zeit der Nutzung als Luftmunitionsanstalt.

10. Zeichnung auf Steinsalz. Nach stilistischen Vergleichen mit datierten Zeichnungen stammt das Werk aus den 40er Jahren.

11. Russische Inschrift von 1953.

12. Halit-Stalakmiten in einer Strecke.

13. Halit-Stalaktiten in einer Strecke.

14. Halit-Stalaktiten bis 3 m Länge in einer Kammer.

15. Halit-Epsomit-Stalagnaten in einer Kammer.

16. Halit-Epsomit-Stalagnaten in einer Kammer. In der Firste Lagen aus Kainit, Blödit und primärem Epsomit.

17. Epsomit-Stalagnaten bis fast 1 m Länge.

18. Gefaltete Kieserit-Halit-Lagen.

19. Gefaltete Kieserit-Carnallit-Halit-Lagen. Der Kieserit ist hell weiß.

20. Kainit-Lagen.

21. Gelblicher Kainit.

22. Carnallit (rötlich) mit Tachyhydrit (gelb).

23. Gefaltete und zum Teil zerbrochene Polyhalit-Lagen.