- 1. Einleitung
- 2. Lagerstätte
- 3. Erkundung der Lagerstätte
- 4. Geschichte der Grube Damme
- 5. Literaturhinweise
1. Einleitung
Etwa 35 nordöstlich von Osnabrück kommt zwischen den Orten Damme, Gehrde und Rieste ein marin-sedimentäres Eisenerzlager der Oberkreideformation vor. Das in fünf unterschiedlich großen Linsen mit einer Mächtigkeit von 2 - 7 m auftretende Erzlager wurde nur in seiner größten Ausdehnung bei Damme bergmännisch Abgebaut. Der Abbau erfolgte zwischen 1944 und 1967 mit einer Gesamtroherzförderung von 9,2 Mio. Tonnen Eisenerz. Anfang 1960 war Damme die modernste Schachtanlage in Deutschland. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde die Grube Damme am 31.03.1967 stillgelegt.
2. Lagerstätte
Bei den in Südoldenburg vorkommenden Eisenerzen handelt es sich um ein marin-sedimentäres Trümmereisenerzlager, welches aus Brauneisensteingeröllen und mergelig-glaukonitischer Grundmasse besteht. Das 2 - 7 Meter mächtige Lager tritt in fünf ungleich großen Erzlinsen im Bereich der ost-westlich laufenden, 35 km langen und 10 km breiten Dammer Oberkreidemulde auf. Das Liegende bilden Tonsteine und Tonmergel der Unterkreide, welche häufig nicht abbauwürdige Toneisensteingeoden enthalten. Das Hangende wird aus glaukonitischen, sandigen Kalk- und Mergelsteinen des Ober-Campans sowie Schichten des Teritärs und Quartärs gebildet.
Das Erzlager entstand durch die Abtragung von Toneisensteingeoden aus den Unterkreideschichten. Durch Umlagerungen gelangten die zu Brauneisenstein oxidierten Geoden in den Brandungsbereich des Oberkreidemeeres, wo diese auf Walnuss- bis Stecknadelkopfgröße zertrümmert, gerundet, poliert und in eine glaukonitische Grundmasse eingelagert wurden.
3. Erkundung der Lagerstätte
Erste Probebohrungen in diesem Gebiet wurden zwischen 1910 - 1912 durch den Oldenburgischen Staat und dem Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein (Osnabrück) durchgeführt. Dabei wurde in rund 160 m Tiefe ein Eisenerzlager festgestellt. Durch die Firma Anton Raky, Salzgitter, und der Ilseder Hütte wurden die Untersuchungen zwischen 1918 bis 1925 fortgeführt. Zwar hatte man durch die Auswertung der Bohrkerne wichtige Erkenntnisse über die Schichtenfolge und Lagerungsverhältnisse bekommen, eine hinreichend bergwirtschaftliche Bewertung war jedoch mangels weiterer Bohrungen nicht möglich.
In Folge der Autarkiebestrebungen des Deutschen Reiches begann im Jahre 1937 die Gesellschaft zur Untersuchung Deutscher Eisenerzlagerstätten mbH (GEZUDE) mit umfangreichen Untersuchungsbohrungen im Raum Damme, die bis 1942 andauerten und deren Ergebnisse bereits 1939/40 zur Erschließung der Lagerstätte führten.
Anteil der Körner über 4 mm Größe im Campan-Eisenerz der Dammer Westlinse
Abb. aus THIENHAUS, R., FREITAG, K.-P. & SIMON, P. (1991)
4. Geschichte der Grube Damme
Zum Betrieb der geplanten Versuchsgrube gründete man am 1. Februar 1939 die Gewerkschaft Damme (52 % Vereinigte Stahlwerke, 19 % Krupp als leitende Firma, 10 % Hoesch und Klöckner sowie 7 % Mannesmann) welche 1952 von der Porta-Damme AG und ab 1963 von der Erzbergbau Porta -Damme GmbH übernommen wurde.
Etwa 2 km NW von Damme wurde 1939 mit dem Abteufen des Schachtes Damme I begonnen. Der mit einem lichten Durchmesser von 5,3 m ausgestattete und 282 m tiefe Schacht wurde bis 190 m im Gefrierverfahren abgeteuft und nach Abschluss der Teufarbeiten mit einem Schachtscheider zur Bewetterung versehen. Im Jahre 1942 konnte mit dem Aufschluss der Lagerstätte über einen 1.150 m langen Querschlag und einem Versuchsabbau in streichendem Strebbruchbau begonnen werden. Doch wegen der schlechten Bewetterungsmöglichkeiten durch nur einen Schacht sowie durch kriegsbedingte Einflüsse wurden bis 1945 nur 5.348 t Roherz gefördert. Nach Kriegsende wurde bereits im April 1946 der Grubenbetrieb wieder aufgenommen und die Vorrichtungsarbeiten auf der 260-m-Sohle (-56 mNN) fortgeführt. In den Folgejahren führte man verschiedene Abbauversuche durch so dass im Jahre 1952 bei einer Belegschaft von 248 Mann bereits 166.282 t Roherz gefördert wurden. Eine weitere Produktionssteigerung war jedoch nur durch eine verbesserte Bewetterung möglich. Im Jahre 1953 begann man etwa 144 m NE des ersten Schachtes mit dem Abteufen des Schachtes Damme II. Mit der Niederbringung des 269,3 m tiefen und mit einem lichten Durchmesser von 4 m ausgestatteten Schachtes wurde die Westrheinische Tiefbohr- und Schachtbau Gesellschaft beauftragt. Nach dem Abteufen bei Anwendung des Honigmann-Verfahrens konnte der Schacht am 12. Februar 1955 übergeben werden. Zum Transport von Großmaterial wurde der Schacht mit einem zweietagigen Korb mit 3,3 x 1,5 m Grundfläche und einer Traglast von 6 t samt Gegengewicht ausgestattet. Der Antrieb erfolgte über eine aus zwei 15 und 100 kW Drehstrommotoren bestehende Turmfördermaschine, welche in einem 21 m hohen Betonförderturm untergebracht war. Aufgrund der unregelmäßigen Auslastung des als Material, Berge- und (Zwischen-) Seilfahrtschacht dienenden Schachtes wurde dieser zur Einsparung des Fördermaschinisten als halbautomatische Förderanlage ausgelegt. Untertage war der Schacht II durch die 205-m-Wettersohle mit dem Schacht Damme I verbunden. Bereits 1953/54 wurde über Schacht I ein modernes Doppelbockfördergerüst errichtet. Der Schacht war mit einer doppeltrümigen, dreietagigen Gestellförderung mit 6,6 t Nutzlast für eine Förderkapazität von 1.100 - 1.200 t/Schicht ausgestattet. Ebenso wurde die Erzaufbereitungsanlage wesentlich erweitert und modernisiert.
Zur damaligen Zeit war die Grube Damme die modernste Schachtanlage des Eisenerzbergbaus in der Bundesrepublik Deutschland. Die höchste Fördermenge mit 913.946 t Erz bei einer Belegschaft von 906 Mann wurde auf der Grube im Jahre 1960 erzielt. Doch der allgemeine Niedergang des deutschen Eisenerzbergbaus, Grund waren billige, hochwertigere Importerze aus dem Ausland, machte auch vor der Grube Damme nicht halt. Zwar konnte die Stilllegung durch eine verbesserte Nachaufbereitungsanlage und durch Rationalisierungsmaßnahmen im Grubenbetrieb verzögert werden- den Niedergang abzuwenden war aber nicht mehr möglich. Am 31. März 1967 wurde die Förderung auf Eisenerzgrube Damme eingestellt.
Förderzahlen und Belegschaft der Grube Damme Quelle: Jahrbuch des dt. Bergbaus |
4.1 Abbau und Aufbereitung der Erze
Das Erzvorkommen wurde durch die Schächte Damme I und II erschlossen, von denen aus die 205-m-Sohle (Wettersohle) und die 260-m-Sohle (Hauptfördersohle) ausgerichtet war. Von den Schächten verliefen im Liegenden des Erzes im Unterkreideton Richtstrecken im Streichen nach Nordwesten und Südosten. Von diesen Strecken aus wurde das Erzlager im Abstand von 300 - 700 m durch Abteilungsquerschläge Richtung Südwesten aufgeteilt. Zur Vorrichtung wurden von den Abteilungsquerschlägen in das darüber liegende Erzlager Hochbrüche getrieben. Diese hatten einen Querschnitt von 7,8 m² und waren mit einem Fördergestell zur Materialförderung, zur Fahrung mit Fahrten und mit einer Sturzrolle für die Erze ausgestattet. Innerhalb der Lagerstätte erfolgte eine streichende Unterteilung durch etwa 600 - 700 m lange Aufhauen in der Mitte der ca. 600 m langen Bauabteilungen und eine flache Unterteilung durch 300 m lange streichende Abbaustrecken, die im Abstand von 50 m auf beiden Flügeln von den Abbaufeldern aus aufgefahren wurden. Diese Strecken wie auch die Richtstrecken und Querschläge waren mit Streckenbögen ausgebaut. Ihr Vortrieb mit einer Leistung von 80 m/Monat erfolgte mittels Abbauhammer, Schaufelarbeit und Gummiförderband. Der Abbau der Erze erfolgte in 25 m langen Abbaukammern, die zweiflügelig von den Aufhauen und von den streichenden Abbaustrecken vorgetrieben wurden. Bei einer Erzmächtigkeit von 1,8 - 2,5 m betrug die Kammerbreite etwa 8 m und bei einer Mächtigkeit von mehr als 2, 5 m etwa 5 Meter. Der Ausbau der Kammern erfolgte in dichtem Holzausbau mit polnischer Türstockzimmerung. Nach dem Auserzen wurde der Holzausbau teilweise geraubt und das Hangende zu Bruch geworfen. Zur Sicherung blieben in den Kammern während des Abbaus 2 m breite Erzfesten stehen. Der Abbau erfolgte mittels Abbauhammer, Schaufelarbeit und Gummiförderband. Die Arbeitsleistung betrug 11 - 12 t/MS bei einem Abbauverlust von 25 - 30 %. Probleme ergaben sich beim Freilegen des liegenden Tones durch den Erzabbau; durch Wasserzutritt in den Kammern und Strecken quoll der Unterkreide-Tonschiefer (Hauterive) stark an und verursachte einen starken Sohlendruck. So mussten monatlich 30 - 40 % der Vorrichtungsstrecken nachgerissen oder umgebaut werden wozu allein 11 - 14 % aller Schichten verfahren wurden. Der Abtransport der Erze erfolgte über Gummiförderbänder in Abbaukammern, Strecken und Aufhauen in die Sturzrollen der Hochbrüche, von wo aus die Erzmassen auf der Hauptfördersohle in 2-t-Förderwagen abgezogen wurden. Mittels Diesel- und Fahrdrahtloks wurden die Erzwagen zum Schacht I transportiert, wo der Transport zu Tage erfolgte.
Die hohen Kosten des Kammerbaues bei gleichzeitig sinkenden Erzpreisen führte ab Ende der 1950er Jahre zu mehreren Versuchen, das Abbauverfahren zu verbilligen. Zunächst wurde der Holzbau versuchsweise gegen Stahlstempel und Stahlkappen ersetzt. Dies konnte nur teilweise durchführt werden, da die ersten drei Ausbaureihen am Kammereingang aufgrund der langen Standdauer und die Felder entlang der Erzfesten aufgrund des Stoßdrucks weiterhin aus Holz gebaut werden mussten. Durch die klüftige Struktur der Hangendschichten konnte das Rauben des Ausbaus nur unter erhöhten Sicherheitsmaßnahmen und höherer Ausbauverluste durchgeführt werden.
Seit Aufnahme der Förderung hat es an der Grube Damme immer wieder Versuche gegeben, das flözartige und flach gelagerte Erzlager im Strebbau abzubauen. Eine unzureichende Verhiebsgeschwindigkeit, kaum leistungsfähige Abbaufördermittel, nicht tragfähiger Ausbau und eine zu lange Standdauer durch ungenügende Raubleistungen sowie zu große offene Strebräume führten zum Scheitern der früheren Versuche. Ab 1961 bis zur Einstellung des Grubenbetriebes wurde eine Reihe neuer Strebbauversuche unternommen. Erstes Ziel war die Einrichtung eines mechanisierten Strebbruchbaubetriebes mit stempelfreien Stoß und Erprobung eines Panzerförderers PF I in einem 60 m langen Streb. Der Abbaufortschritt betrug tageweise 3,75 m, die Förderleistung 19 t M/S. Störungen des Förderers durch das tonige Erz verringerten den Abbaufortschritt auf durchschnittlich 3 m und die Förderung auf 16 t M/S. Der Abbaufortschritt erwies sich aber als zu gering, da in der Standzeit die Stempel durch die Bruchbewegung des Strebhangenden in die weichen Liegendschichten gedrückt wurden. Die Raubarbeit des Ausbaus wurde dadurch so aufwendig, so dass trotz der guten Förderleistung kaum wirtschaftliche Vorteile erzielt werden konnten. Weitere Versuche gab es mit einem Walzenschrämlader der Fa. Eickhoff mit fester liegender Walze und schwenkbarer Hangendwalze sowie schreitendem hydraulischen Rahmenausbau der Fa. Klöckner-Ferromatik.
Die mittels Kreiselwipper aus den Förderwagen entladenen Erze gelangten zunächst über eine Rutsche in ein System aus zwei Flügelbrechern, die jeweils eine Durchsatzleistung von 200 t/h hatten und die Erze auf eine Korngröße unter 200 mm vorzerkleinerten. Die Mittelzerkleinerung auf unter 40 mm Korngröße erfolgte sodann in drei Systemen aus Prallbrechern mit einer Durchsatzleistung von je 80 -100 t/h. Die anschließende nassmechanische Aufbereitung des zerkleinerten Erzes geschah in dreizelligen Läuterapparaten durch Klassierung nach der Masse. Durch Schwerterwäschen und Schöpfradstufen wurde ein Vorkonzentrat von Erzkörnern über 0,28 mm Größe ausgetragen, der Überlauf ging als Eisenarmer Schlamm in die Klärteiche In der Nachklassierung wurde das Korn größer als 10 mm erneut in den Prallmühlen zerkleinert, während Erze mit einer Korngröße unter 6 mm bereits fertiges Gut war. Das zerkleinerte Gut wurde in vierzelligen Aufstromklassierern bei einem Trennschnitt von 0,45 mm angereichert. Bei der Entwässerung während des Austragens im Bunker verringerte sich die Feuchtigkeit des Konzentrats von 23 auf 10,5 %.
5. Literatur
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HARTIG, G. (1963): Technische und wirtschaftliche
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