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os_haseschacht

1. Einleitung

Urkundlich schon 1448 erwähnt entwickelte sich der Steinkohlen-bergbau zum Ende des 18. Jahrhunderts. zu einer wichtigen Einnahmequelle für die Stadt Osnabrück. Mit der Errichtung von zwei Schachtanlagen in den 1870er Jahren und über 1.500 Beschäftigten erlebte in diesen Jahren der Piesberger Steinkohlenbergbau seine Blüte. Doch mit dem Vordringen in die Tiefe vermehrten sich die Probleme mit der Wasserhaltung. Nach schweren Wassereinbrüchen und einem Streik der Arbeiter wurde die Zeche Piesberg 1898 stillgelegt. Lediglich nach 1945 wurde nochmals im geringen Umfang Notbergbau betrieben.

2. Geologie

Der Piesberg liegt etwa 5 km nordwestlich der Stadt Osnabrück. Es handelt sich um einen Karbonaufbruch, welcher ein nahezu elliptisches Bergplateau mit abgeschnittener östlicher Seite von 1,5 km Länge, 1 km Breite und einer Höhe von +175 mNN bildet. Die aus dem Oberkarbon (Westfal D) stammenden Schichten bilden eine fast von N - E streichende Achse, die im Westen mit etwa 10° einfällt und im Osten durch eine steil einfallende, von NNW - SSE verlaufende Störung begrenzt wird. Am Südflügel des Piesberges fallen die Schichten mit 30 - 40° ein, im Nordflügel beträgt das Einfallen 20 - 30°. Der Karbonaufbruch wurde vermutlich vor etwa 80 Mio. Jahren zur Zeit der Oberkreide durch den Pluton von Bramsche verursacht, der neben dem Piesberg auch zur Bildung des Hüggels und des Schafberges führte. Eine neuere Überlegung ist die Möglichkeit einer Inversion.

Die Schichten des Piesberges bestehen aus teilweise konglomeratischen Sandsteinfolgen mit Mächtigkeiten bis 50 m, denen Tonstein, Schlufstein und Kohleflöze zwischengelagert sind. Bekannt sind 16 Steinkohlenflöze mit Mächtigkeiten von wenigen cm bis ca. 1,60 m. Abgebaut wurden nur die Flöze Johannistein, Mittel, Dreibänke und Zweibänke. Die Flöze sind durch das Bramscher Pluton hochinkohlt. Im Bereich der Sattelachse enthält die Anthrazitkohle teilweise nur 1,9 % flüchtige Bestandteile, in den Randbereichen bis ca. 5 %. Nach TEICHMÜLLER handelt es sich um die am stärksten inkohlte Steinkohle in Deutschland. Die sehr gasarme Kohle mit einem spez. Gewicht von 1,6 - 1,7 ist sehr fest, bricht plattig oder stengelig und enthält viel Pyrit in Lagen oder Konkretionen.

Flözführung (nach HAARMANN 1909):

Flöz Schmitzchen (früher als Flöz Bänkchen bezeichnet) 5 - 15 cm mächtig
Flöz Johannistein ca. 80 cm mächtig mit reinster Kohle
Flöz Mittel ca. 50 cm mächtig, feste und stückige Kohle
Flöz Dreibänke Drei Bänke mit jeweils 18 - 20 cm, 45 - 48 cm und 42 - 47 cm mächtiger Kohle, dazwischen 20 cm mächtige Bergemittel aus Tonschiefer, stückige Kohle
Flöz Bänkchen 5 - 10 cm mächtig, unreine Kohle
Flöz Zweibänke Zwei Bänke mit 53 und 15 cm Mächtigkeit, durch eine dünne Tonschieferschicht getrennt, stückreiche, reine und fettige Kohle

Neben der Steinkohle kommen am Piesberg auch Erzbildungen vor. Im Karbon treten in Spalten Bleiglanz, Siderit und Flussspat auf. Zudem kommen Klüfte mit Zinkblende, Kupferkies und Quarz vor, bei denen häufig die Buntmetallsulfide durch Verwitterung weggelöst wurden (STADLER 1971). Im Jahre 1892 wurde dem GMBHV das Bleierzfeld Piesberg verliehen. Fundpunkt war der Stüveschacht in einer Teufe von 187 m. Der in der Kohle enthaltene Schwefelkies wurde ab 1884 in einer Schwefelkieswäsche der Fa. Humboldt bei der Aufbereitung ausgewaschen und an Schwefelsäurefabriken verkauft (jährliche Produktion 240 - 640 t; 1897: 395 t; 1898: 640 t). Zur Gewinnung wurde der Stadt im Dezember 1880 das „Schwefelerzfeld Piesberg" verliehen (MÜLLER 1896). In einer E-W streichenden Grabenstruktur war ein mittlerweile abgebauter Zechsteinkeil erhalten. Dieser vollständig entkalkte, vertonte Zechstein enthielt stellenweise Brauneisenstein. Die Entstehung ist ähnlich wie beim Schafberg und Hüggel auf eisenhaltige Lösungen zurückzuführen, die den Kalk des Zechsteins metasomatisch verdrängte (STADLER 1971). Vererzungen dieser Art wurden auch am Westrand nahe dem Stüveschacht nachgewiesen und gaben den Anlass zur Verleihung zweier Eisenerzfelder im März 1868. Nach HAARMANN wurde dieses Vorkommen früher auch zeitweise abgebaut und verhüttet, worauf Pingen und die Flurbezeichnung „Schmiedehügel" hindeuten. Der Eisengehalt betrug zwischen 34 - 66 % bei einem hohen Kieselsäuregehalt von 13 - 15 % (HOLLENBERG 1854). Aus dem unteren Buntsandstein erwähnt HAARMANN das Vorkommen von schuppigem Eisenglanz auf den Schichtflächen und in Drusen.

p_grundriss

Quelle: HAARMANN (1909)

3. Geschichte des Piesberger Steinkohlenbergbaus

3.1 Bergbau unter Leitung der Stadt Osnabrück (Verpachtung von 1667 - 1730)

Im Jahre 1461 erfolgte vermutlich die erste urkundliche Erwähnung eines „Kohlenbrechers" am Piesberg. Eine weitere urkundliche Erwähnung erfolgte in einem Rezess zwischen dem Domkapital und dem Magistrat der Stadt Osnabrück aus dem Jahre 1568. Darin heißt es: "dan den Herren des Rahdts tho Osnabrück, dat se allein in dem Peseberge die Steinkollen, war de tho finden, brechen, lathen und gewinnen und tho ihren besten ohne alle Insperunge (Einschränkungen) geneten mögen." Durch diesen Vertrag wurde dem Magistrat das alleinige Recht der Kohlengewinnung zugestanden. Da die Steinkohle nicht dem Bergregal unterlag, war jeder auf seinem Grund und Boden sowie in der Mark die Markgenossen zur Gewinnung berechtigt. Am Piesberg wurde die Steinkohle durch die markberechtigten Bewohner der Gemeinden Pye und Lechtingen am Ausgehen der Flöze abgebaut. Verwendet wurde die Kohle nur zum Betrieb von Kalköfen. Nach dem Rezess schloss der Magistrat mit den "Kohlbrechern" Verträge ab, die diese zur Lieferung von Kohle für die städtischen Kalköfen verpflichtete. Von der Stadt bekamen die "Kohlenbrecher" finanzielle Hilfe beim Abteufen der kleinen Schächte, Pütten genannt, und das notwendige bergmännische Gezähe. Die geringen Einnahmen durch den Bergbau veranlassten 1647 den Magistrat, den Piesberg mitsamt den städtischen Kalköfen zu verpachten. Pächter waren von 1647 bis 1730 fast ausnahmslos Angehörige der Familie Pagenstecher. Die Pacht war gering und betrug während des Betriebes der Öfen einige Karren Kalk pro Woche. Später kam dazu noch eine Gebühr bis zu 20 Taler für die Benutzung der städtischen Gerätschaften.

Nach Klagen wegen unsachgemäßer Betriebsführung ließ der Magistrat 1727 den Kohlenbergbau durch den Bergmeister der Borgloher Bergwerke, Huiskin, begutachten. Auf dessen Vorschlag hin wurde noch im gleichen Jahr mit der Auffahrung eines tiefen Wasserlösungsstollens am Nordhang des Piesberges begonnen, welcher später nach den hier arbeitenden Lütticher Bergleuten den Namen Lücker-Stollen erhielt. Doch nach nur einem Jahr wurde die Arbeit eingestellt, da die Geschwindigkeit des Vortriebs und die Kosten nicht den Erwartungen des Magistrats entsprachen. Um schneller das Flöz erreichen zu können wurde im gleichen Jahr sieben Lachter (ca.13,40 m) über dem Lücker-Stollen der Mosberger-Stollen angesetzt, der nach dem mit der Auffahrung beauftragten Harzer Bergmann Mauerberg benannt wurde. Erst nach 12 Jahren, die lange Zeit wurde verursacht durch mehrere Betriebsunterbrechungen, konnte der Stollen 1740  zum Durchschlag gebracht werden. Eine Verbesserung der Betriebslage trat dadurch aber nicht ein. Der 1765 neu eingestellte Bergmeister Wolgemuth machte dem Magistrat den Vorschlag, das Vorkommen genauer untersuchen zu lassen und auf dieser Grundlage das Bergwerk neu auszurichten. Zu dieser Frage konnte der Magistrat jedoch keinen Beschluss fassen. Allmählich setzte der Aufschwung der Steinkohle als Hausbrandkohle ein, so dass am Piesberg die Förderung gesteigert werden musste um die Nachfrage zu befriedigen. Von 1776 an betrug die Jährliche Ausbeute 30.000 Ringel (1.620 t). Eine weitere Steigerung der Förderleistung erfolgte 1792 mit der Einführung der Akkordarbeit sowie einer Kontrolle von Förderung und Fördermenge, was die Qualität der damals unaufbereitet verkauften Kohlen zu verbesserte. Der Kohlenabbau erfolge über mehrere kleine Schächte im Flöz Johannistein, während die Stollen nur der Wasserlösung dienten.

Im Jahre 1794 erreichte der Lücker-Stollen das Flöz. Nun wurde versucht, den durch den Starrsinn des Magistrats betriebenen Raubbau durch einen rationellen Abbau zu ersetzten. Der Rat der Stadt richtete 1799 eine Bergwerkskommission ein, bestehend aus dem Bürgermeister Stüve und dem Staatssekretär Struckmann, welche sich mit Kräften dafür einsetzte das Bergwerk weiter zu entwickeln und ertragsfähig zu machen.

Nach der Pensionierung Wolgemuths übernahm 1809 der von der Zeche Böhlhorst bei Minden stammende Obersteiger Herold die Leitung des Betriebes. Dieser reorganisierte Betrieb- und Verwaltung und konnte den Reingewinn von ehemals 500 - 1.000 Talern auf 4.000 - 7.000 Talern steigern. Herold führte auch umfangreiche Aufschlussarbeiten durch. Auf dem Piesberg wurden mehrere Schächte abgeteuft und neben dem bisher nur bekannten Flöz Johannisstein zwei neue Flöze nachgewiesen. Am Osthang des Berges wurde der zunächst als Versuchsstollen angesetzte Lechtinger-Oberstollen aufgefahren, der 1830 das Flöz Dreibänke und später das Flöz Mittel erreichte. Nahe der Hase am Westhang des Piesberges wurde mit dem Bau des Hasestollens begonnen, die Arbeiten mussten aber da sie ohne Genehmigung des Magistrats stattgefunden hatten wieder eingestellt werden. Als Herold im Jahre 1833 starb trat an dessen Stelle der Berggeschworene, 1848 zum Bergmeister ernannte Pagenstecher. Es folgte eine weitere Konsolidierung von Verwaltung und Betrieb sowie eine Verbesserung der Arbeitsverhältnisse, indem junge Bergleute zur Ausbildung nach Westfalen geschickt wurden.

Im Jahre 1859 wurde 20 m saiger unter dem Oberstollen mit dem Bau des Lechtinger-Tiefstollens begonnen, 1852 erfolgte der Durchschlag mit dem Flöz Dreibänke. Von diesem Stollen aus wurden die Flöze Mittel und Dreibänke und das 1836 im Schacht 7 am Osthang des Berges aufgefundene Flöz Zweibänke abgebaut. Erst Pagenstecher erkannte die sattelförmige Lagerung der Flöze und richtete danach den Abbau ein. Von 1833 bis 1853 erhöhte sich die Förderung von 50.000 Ringel (5.400 t) auf 370.000 Ringel (19.980 t) und der Gewinn auf durchschnittlich jährlich 20.000 Taler. Der Bau des Hase-Stollens wurde 1853 wieder aufgenommen und 3 Jahre später erfolgte der Durchschlag zum Flöz Johannisstein. Der Stollen lag 21,12 m saiger unter der Lückerstollensohle, 30,73 m unter der Lechtinger-Tiefstollensohle und 36,94 m unter der Mosberger-Stollensohle. Von der Hase-Stollensohle waren sämtliche Flöze, deren Sattelbiegung über die Sohle hinausragte, aufgeschlossen und konnten verhältnismäßig einfach abgebaut werden. Der Betrieb teilte sich nun in zwei Abteilungen auf: Eine obere, ältere, die aus den Mosberger, Lücker sowie Lechtinger Ober- und Unterstollen bestand und eine untere Abteilung im Bereich zwischen dem Lechtinger Tiefstollen und dem Hase-Stollen.

Mit der Verlegung der Hannoverschen Westbahn von Löhne nach Rheine und der Anlage eines Zweiggleises zum direkt beim Mundloch des Hase-Stollens gelegenen Bahnhof Piesberg konnte 1857 ein neues Absatzgebiet geschaffen werden, das sich bisher nur auf Osnabrück und Umgebung beschränkte. Im Jahre 1865 wurden 892.500 Ringel gefördert, der Gewinn war gering und betrug pro Ringel Brutto 3,9 Groschen und Netto nur 1 Groschen. Große Kohlenstücke wurden als Stückkohle verkauft, die restliche Kohle kam nach dem Sieben als grobe Rostbrocken, gewöhnliche Rostbrocken, Brocken, Würfelkohle, Nusskohle, Siebkohle, Rostgrus und Siebgrus in den Handel. Die mit großer Hitze und rauchlos brennende, jedoch schwer entzündbare Kohle wurde zur Stubenheizung und in Kalköfen (Rostgrus) verwendet. Vom Magistrat wurden drei Heizer engagiert, die den richtigen Umgang mit der Kohle lehrten. Wegen des Absatzes als Hausbrandkohle war die Förderung im Sommer nur 1/3 so stark wie im Winter.

Unter Bergassessor Meydam wurde 1868 mit dem Abteufen des Schachtes IV von der Hasestollensohle aus begonnen, welcher Gegenortschacht des Querschlagbetriebes zwischen dem geplanten Haupttiefbauschacht an der Hase und dem Nordflügel werden sollte. Starke Wasserzuflüsse führten zunächst zu einer Einstellung der Arbeiten, so dass im gleichen Jahr mit dem Abteufen des Hase-Schachtes am Südhang des Berges begonnen wurde. Nach Problemen mit zusetzenden Grubenwässern beim Abteufen konnte die Förderung auf der 55 m unter der Hasestollensohle gelegenen 1. Tiefbausohle erst 1873 aufgenommen werden.

Die Abzahlung der Kriegsschulden nach Beendigung des Deutsch-Französischen Krieges 1871 führte zu einer wirtschaftlichen Scheinblüte im Deutschen Reich. Da während dieser Zeit der Kohlenpreise und der Absatz stark anstieg war die Stadt an einem weiteren Ausbau des Bergwerkes interessiert.

Anfang 1872 schied Meydam aus. An dessen Stelle trat Bergassessor Temme, der bedeutend selbstständiger als seine Vorgänger wirken konnte, nachdem Pagenstecher in die städtische Bergwerkskommission übernommen und eine Bergwerksdirektion mit einer größeren Bewegungsfreiheit eingerichtet worden war. Unter Temme wurde 1873 mit dem Abteufen des Stüveschachtes am Nordabhang des Piesberges begonnen. Über den Schacht sollten die qualitativ besseren Kohlen des Nordflügels gewonnen und über zwei aufzustellende Wasserhaltungsmaschinen die Wasserhaltung des Bergwerkes sichergestellt werden. 1874 wurde der Wetterschacht 9 bis auf die Hasestollensohle abgeteuft und die Wetterschächte 4 sowie 7 mit einer Feuerung zur Erzeugung einer geregelten Wetterführung versehen. Während der Stüveschacht bis zur 1. Tiefbausohle relativ schnell abgeteuft werden konnte, erfolgte am 29. Januar 1876 ein Wasserdurchbruch im Schachtsumpf. Die vorhandene Wasserhaltungsmaschine konnte die Wassermassen nicht abpumpen und der Schacht soff innerhalb 15 Stunden bis zur Hasestollensohle ab. Da finanziellen Mittel zur Anschaffung einer zweiten Maschine fehlten wurden die Abteufarbeiten bis auf weiteres eingestellt.

Dem durch die französischen Milliardenzahlungen verursachten sozialen- und wirtschaftlichen Aufschwung folgte 1873 eine schwere Wirtschaftskrise, die auch Auswirkungen auf die Zeche Piesberg hatte. Wegen der vermeintlich sicheren Zukunft fehlten finanzielle Rücklagen. Es existierte lediglich ein Fond für Tiefbau- und Erneuerungsarbeiten, nicht aber für den allgemeinen Betrieb der Grube. So konnten die Aus- und Vorrichtungsarbeiten mit dem Abbau nicht schritt halten und das Verhältnis der Selbstkosten zu den sinkenden Kohlenpreisen wurde immer ungünstiger. Für die Ausrichtung der 1. Tiefbausohle, den Bau der Anschlussbahn und Wohnungen zur Unterbringung der Belegschaft mussten 4 Mio. Mark angeliehen werden. Weitere Kosten verursachte die Errichtung einer Kohlenwäsche im Jahre 1880. Diese war unabdingbar geworden, da die neuen Eisenbahnnetze nicht nur das Absatzgebiet erweiterten, sondern auch zu einer direkten Konkurrenz mit den qualitativ besser aufbereiteten und leichter entzündbaren Ruhrkohle führte. Obwohl die Piesberger Kohle für Hausbrand gut geeignet war, konnte der Absatz nach Inbetriebnahme der Wäsche 1881 nur langsam gesteigert werden. In den folgenden Jahren betrug der Zuwachs nur 2 % anstatt 10 % wie zwischen 1867 und 1868.

Der von der Jahreszeit abhängige Kohlenabsatz (im Sommer max. 200 t/Tag, im Winter max. 500 - 600 t/Tag) ließ keinen kontinuierlichen Betrieb der Zeche zu. Hohe Kosten und Probleme verursachte die am Haseschacht aufgestellte veraltete Wasserhaltungsmaschine, welche nur mit einem Hub pro Minute die mit 8,5 m³/min zusitzenden Grubenwässer heben musste. In den letzten Betriebsjahren konnte keine Ausbeute gemacht werden, der Erlös reichte höchstens zur Verzinsung der Schulden.

Zur Behebung der Absatzprobleme wurde im Jahre 1884 der von der Zeche Schlägel & Eisen in Herten stammende Direktor Kaiser als kaufmännisches Mitglied der Bergwerksdirektion eingestellt. Unter seinem Wirken konnte der Kohlenabsatz, der 1883/84 82.534 t betrug, trotz der Schwierigkeiten 1884/85 auf 108.406 t gesteigert werden und erreichte 1888/89 165.705 t. Im Jahre 1887 schied Bergassessor Temme aus der Leitung der Grube aus, an dessen Stelle Bergwerksdirektor Eickelberg trat. Durch den Magistrat wurde ein Gutachten in Auftrag gegeben, das als Ergebnis die Erstellung eines neuen Betriebplanes, die Sümpfung des Stüve-Schachtes und Anlage einer zweiten Tiefbausohle an beiden Schächten vorsah. Nach Prüfung des Planes durch die hinzugezogenen Sachverständigen Bergassessor Tilmann aus Dortmund und Grubendirektor Hochstrate aus Homberg am Rhein genehmigte das städtische Kolleg die dafür notwendigen finanziellen Mittel. Da der Magistrat der Stadt 1889 beabsichtigte das Bergwerk zu verkaufen, wurden die Arbeiten nicht mehr durchgeführt. Lediglich am Hasestollen wurde zur Verringerung der Selbstkosten eine Kettenbahn installiert und die Tagesanlagen modernisiert.

Gründe für die Verkaufsabsichten waren der zum weiteren Betrieb des Bergwerks notwendige Ausbau, die Risiken des Tiefbaus, steigende Grubenwasserzuflüsse und ein noch nicht beigelegter Streit über die Ableitung der Wässer.

3.2 Die Zeche Piesberg unter der Leitung des GMBHV (1889 - 1898)

Die Abhängigkeit von der Westfälischen Kohle und die Probleme des fiskalischen Steinkohlenbergbaus bei Borgloh und Oesede hatten schon früh das Interesse des Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenvereins (GMBHV) auf den Piesberg gelenkt. So wurden Versuche zur Verwendung der Piesberger Kohle im Hüttenwerk durchgeführt, deren Verwendung bei Mischung mit Fettkohle zur Kesselheizung und im Hochofenbetrieb als möglich erschien. Zudem glaubte man den Absatz von Kohle für Industrie und Landabsatz durch Erschließung der 2. Tiefbausohle sowie dem Bau einer neuen Aufbereitung erheblich steigern zu können.

Auf einer außerordentlichen Generalversammlung am 27. Juli 1889 wurde die Genehmigung zum Kauf der Zeche Piesberg erteilt. Der Kaufpreis sollte anfangs 5 Millionen Mark betragen, nach langen Verhandlungen und kurzeitigem Abbruch einigte man sich auf 3.535.835 Mark. Mit dem Abschluß des Kaufvertrages am 22. August 1889 ging das Bergwerk mitsamt allen Rechten und Pflichten in den Besitz des GMBHV über.

Nach der Übernahme wurde sofort mit der Aufstellung eines neuen Betriebplanes begonnen. Die Leitung hatte der von der städtischen Verwaltung in den Dienst des Vereins übernommene Direktor Eickelberg. Der Plan sah eine Vereinfachung der Verwaltung, das Sümpfen und Weiterteufen des Stüve-Schachtes, die Einrichtung einer 2. Tiefbausohle auf beiden Schächten und die Modernisierung aller dem damaligen Stand der Technik nicht mehr entsprechenden Maschinen und Tagesanlagen vor. Die Förderung sollte von derzeit 375 - 400 t pro Tag auf 500 t und später auf 700 - 800 t erhöht werden.

Anfang Dezember 1889 wurde die übertägige Woolf'sche Wasserhaltungsmaschine am Stüve-Schacht fertig gestellt und mit der Sümpfung des Schachtes begonnen. Im Januar 1890 starteten die Abteufarbeiten. Für die Teufarbeiten kamen ein Kompressor und vier Bohrmaschinen zum Einsatz. Schwierigkeiten bereitete ein starker Zufluss von extrem sauerem Grubenwasser, was zu einem hohen Verschleiß an den eingesetzten Pumpen führte. Am 01. April 1892 wurde in einer Teufe von 198 m die 2. Tiefbausohle angesetzt. Anschließend wurde der Hauptquerschlag Richtung Norden angesetzt und mit dem Auffahren von Räumen für die Wasserhaltung begonnen. Hier sollten zwei unterirdische Wasserhaltungsmaschinen installiert werden, deren Anschaffung nach den vermehrten Grubenwasserzuflüssen im September 1893 beschlossen wurde. Übertage wurden am Stüveschacht die Tagesanlagen mit der Errichtung eines Kauen-, Magazin- und Bürogebäudes, einer Kesselanlage und einer neuen Förderanlage erheblich ausgebaut. Auf dem Zechenplatz am Hasestollen erfolgte die Fertigstellung einer Zentralwerkstatt, eines Kauen- und Magazingebäudes und einer erweiterten Kesselanlage. Neben dem Umbau des Zechenbahnhofes war vor allem der Bau einer neuen Aufbereitung von Bedeutung, die im Februar 1893 in Betrieb ging.

Am 07. September 1893 ereignete sich am Stüveschacht ein schweres Grubenunglück im Bereich der Mittelsohle, die zwischen der 1. und 2. Tiefbausohle angesetzt war. In 10 m Entfernung vom Schacht waren Bergleute damit beschäftigt, ein Wetteraufhauen zur 1. Tiefbausohle aufzufahren. Zum Verlauf des Unglücks schreibt MÜLLER (1896):

"In diesem Ueberhauen fand am Nachmittage des 7. September, nachdem kurz vorher wegen schlechter Wetter die Arbeiten daselbst eingestellt worden waren, ein Wasserdurchbruch statt. Die unter starkem Druck stehenden Wässer stürzten mit solcher Gewalt auf die zweite Tiefbausohle hinab, daß der den Dienst am Schachte versehende Anschläger sich sofort veranlaßt sah, die auf dieser Sohle arbeitenden 14 Bergleute zum Verlassen des Schachtes mittelst des Förderkorbes aufzufordern, welcher letztere in vier Etagen Raum für 21 Mann enthält. Als fünf Arbeiter den Korb bestiegen hatten, gab der Anschläger das Signal zum Auffahren, blieb aber aus ungeklärten Gründen, wahrscheinlich weil er die Gefahr nicht für so groß erachtete und den niedergehenden Korb erwarten wollte, mit den übrigen acht Bergleuten zurück. Für den zweiten Korb erfolgte kein Anfahrtssignal, und als aufgezogen wurde, befand sich keiner der zurückgebliebenen Bergleute darin. Auch auf den bis zum Schachtstiefsten neidergehenden Fahrten kam keiner von ihnen zu Tage. Schleunigst ins Werk gesetzte Rettungsversuche blieben ohne Erfolg, weil wegen schlechter Wetter ein Vordringen unter die Mittelsohle unmöglich war. Die aus dem sehr sauren Wasser beim Niederstürzen in großer Menge freigewordene Kohlensäure wird so rasch die unteren Räume des Schachtes erfüllt haben, daß die unglücklichen neun Bergleute zwischen dem Aufgehen des einen und dem Niedergehen des anderen Korbes ihren Tod durch Ersticken gefunden haben werden."

Durch Aufstellung von Hilfspumpen auf der Hasestollen-Sohle konnte im Januar 1894 mit dem Sümpfen des Schachtes begonnen werden. Abgeschlossen wurden die Sümpfarbeiten am 22. März 1894. Am gleichen Tag wurden auch die Leichen der verunglückten Bergleute geborgen, deren Beisetzung zwei Tage später auf dem Hasefriedhof erfolgte. In der folgenden Zeit mußten umfangreiche Reparaturarbeiten am Schacht durchgeführt werden, welche Anfang Juni 1894 beendet werden konnten. Anschließend wurden die Aufschlussarbeiten im Bereich der 1. und 2. Tiefbausohle wieder aufgenommen. Auf der Sumpfsohle, 10 m unter der 2. Tiefbausohle, wurde 20 m vom Schacht entfernt der Maschinenraum für die Wasserhaltung fertig gestellt.

Jahr Förderung (t) Belegschaft Förderung t / MS
1887
1888
1889
1890
1891
1892
1893
1894
1895
1896
1898
114.433
112.701
157.841
128.158
120.233
131.484
136.008
153.085
176.847
186.734
133.451
423
350
392
680
731
831
866
899
-
-
-
0,94
1,10
1,12
1,03
1,01
1,01
0,93
0,94
-
-
-

t / MS = Schichtleistung (Fördermenge / Anzahl d. Mannschichten)

Im November 1894 konnte auf dem Stüveschacht nach Durchfahrung des Flözes Dreibänke die Kohlenförderung aufgenommen werden. 1895/96 wurde bereits eine Förderung von 153.085 t Steinkohle erreicht, wovon der Eigenverbrauch 75.000 t betrug. Die höchste Jahresförderung wurde 1896/97 mit 186.734 t erzielt.

Im Jahre 1895 wurde vom Stüveschacht aus mit der Auffahrung eines Sumpfquerschlages zur Unterfahrung des Haseschachtes begonnen. Bis 1896 war der Querschlag mit Bohrmaschinen 806 m vorangetrieben worden. Diese Arbeiten verursachten einen verstärkten Wasserzufluss, der sich von bisher 25 m³ auf 35 m³/min erhöhte. Wegen des hohen Kohlenstoffdioxidgehaltes des Grubenwassers musste die Förderung auf der 2. Sohle zeitweilig eingestellt und die Wetterführung verbessert werden. Die weitere Ausrichtung des Abbaus auf der 2. Tiefbausohle Richtung Norden führte zu einem neuen Zufluss von Grubenwasser. Nach  einem Wasserdurchbruch im Flöz Dreibänke nach Anfahren einer Störung am 25. November 1897 betrug der Wasserzufluss 45 - 47 m³ bei einem Salzgehalt von 43 - 45 g/l (!). Da die Wasserhaltungsmaschinen ohne Reserve arbeiteten, musste die Grundstrecke im Hauptquerschlag der 2. Tiefbausohle abgemauert werden. Dadurch konnte der Grubenwasserzufluss auf 35 m³/min begrenzt werden. Der Verlust der 2. Tiefbausohle führte zu einer Verringerung der Tagesförderung von 700 auf 450 t. Im Dezember wurde mit der Herstellung eines Maschinenraumes für eine neue Wasserhaltungsmaschine (Leistung 12 m³/min) begonnen.

Die schwierigen Wasserverhältnisse und die hohen Investitionskosten für den Bau der Grubenwasser- abführung stellten den weiteren Betrieb der Zeche in Frage. Es stellten sich folgende Fragen, mit deren Klärung 1897 verschiedene Gutachter zu Rate gezogen wurden:

  • Mit welchen Wassermengen ist bei Fortführung des Betriebes zu rechnen?
  • Bis zu welcher Menge ist die Gewältigung des Grubenwassers technisch möglich und die Abführung zur Ems zulässig?
  • Wo liegt in Anbetracht der steigenden Wasserhaltungskosten und der Ableitung in die Ems die Grenze der Rentabilität für die Zeche Piesberg?

Gutachter für geologische Fragen waren der Geheime Bergrat Prof. von Krönen aus Göttingen und Bergassessor Dr. Cremer aus Bochum. Als Bergsachverständige dienten die Bergwerksdirektoren Tomson und Hilbeck aus Dortmund und als Wasserbautechniker der Regierungsbaumeister Taaks aus Hannover.

Um den Betrieb aufrecht halten zu können überlegte die Werksleitung die Einführung der werktätigen Arbeit an sieben in die Woche fallenden katholischen Feiertagen. An diesen nicht gesetzlichen Feiertagen ruhte nur am Piesberg die Arbeit, nicht aber in den anderen Betrieben des GMBHV oder der Provinz Hannover. Nach einer Unterredung gestattete der Bischoff von Osnabrück am 27. Februar 1897, vom 01. Januar 1898 an für „die katholischen Arbeiter, welche in den gewerblichen Anlagen des Georg-Marien-Vereins und hauptsächlich am Piesberge beschäftigt sind, an folgenden Feiertagen (...), die ihnen obliegenden körperlichen Arbeiten verrichten, nachdem dieselben (...) vor Beginn der Arbeit eine heilige Messe gehört haben." In der Kapelle zu Eversburg und in der Kirche zu Wallenhorst sollte ein Frühgottesdienst abgehalten werden.

Die neue Arbeitsverordnung trat am 01. Januar in Kraft. Doch die zuständigen Geistlichen lehnten am 06. Januar die Haltung einer Frühmesse ab - infolge dessen die Arbeiter der Arbeit fern blieben. Am 24. Januar schrieben die Pfarrer von Wallenhorst und Eversburg an den Vorstand, das sie an den Feiertagen festhalten würden und, da „die Arbeit an Feiertagen öffentliches Ärgernis und Anstoß erregen würde." Die Arbeiter wollten den Ausfall durch Überschichten ausgleichen. Am nächsten Feiertag, dem 02. Februar, fuhren von 846 Mann nur 472 an. Nun mischte sich auch der Vorsitzende des Gewerkschaftsvereins christlicher Bergleute, der Bergmann August Brust aus Altenessen, in den Streit ein. Brust war zuvor vom Wallenhorster Victar um Rat gefragt worden. In einer Versammlung am 27. Februar konnte er 500 Piesberger Bergleute zum Eintritt in seine Gewerkschaft überzeugen. Am 18. März gab der Vorstand bekannt, daß die Schicht an den fraglichen Feiertagen auf 9 h morgens angesetzt und auf 7 Stunden begrenzt sei. Für Arbeiter des Steinbruches galt diese Verordnung nicht. Bei Zuwiderhandlung sollte gekündigt werden.

Auf einer weiteren Versammlung konnte Brust 333 Arbeiter überzeugen, am 25. März nicht zur Arbeit zu erscheinen. Gemäß der Arbeitsverordnung wurde diesen Bergleuten gekündigt. Nun forderte Brust auf einer Versammlung am 30. März die übrigen Arbeiter zur Kündigung auf. Rund 439 Arbeiter unterschrieben eine letztlich rechtlich unwirksame Massenkündigung. Am 09. April wurden die 333 Arbeiter entlassen, als Reaktion darauf legten am 12. April 432 Bergleute und 340 bisher unbeteiligte Steinbrucharbeiter ihre Arbeit nieder. Auf der Georgsmarienhütte zeigten sich 700 Arbeiter durch Streik mit dem Piesberg solidarisch. Von 5.812 Beschäftigten des GMBHV befanden sich am 1. Mai 1.237 Mann im Streik. Durch ein Schreiben des Bischoffes am 2. Mai erklärte dieser die Zurücknahme des Dispenses. Damit war eine friedliche Beilegung des Streites in weite Ferne gerückt.

In Anbetracht der neuen Dimension des Aufstandes wurden die Aktionäre des GMBHV am 24. Mai 1898 durch den Aufsichtsrat  zu einer außerordentlichen Generalversammlung eingeladen. Diese sollte am 8. Juni 1898 im Osnabrücker Hotel Schaumburg stattfinden. Tagesordnung war eine „Beschlußfassung über Fortführung oder Einstellung des Bergwerkbetriebes am Piesberge".

Im Mai 1898 reichten die Sachverständigen ihre Gutachten ein, die darin auch auf den aktuellen Streik eingegangen waren. Sie kamen zum Schluss, daß eine Verminderung der Wasserzuflüsse nicht zu erwarten sei. Cremer und Tomson hielten gar eine Verdoppelung der Zuflüsse auf 80 m³ für wahrscheinlich, deren Wältigung bei einem rentablen Betrieb der Zeche aber möglich wäre. Bedenken hatte Taaks, da bei steigenden Grubenwasserzuflüssen der Salzgehalt die Kosten für die Ableitung wirtschaftliche Grenzen überschreiten würde. Probleme sahen die Gutachter bei der Arbeiterschaft, die nach Tomson keine Garantie biete, dass „ein ununterbrochener Betrieb aufrecht erhalten werden kann, indem die Vorkommisse der letzten Zeit gezeigt haben, dass die Belegschaft die Solidarität ihrer Interessen mit denen der Gewerkschaft nicht anerkennt." Zudem sei zu Befürchten, „das die Kurzsichtigkeit der Arbeiter jeden Augenblick ähnliche Gefährdungen der gesamten Existenz der Zeche hervorruft."

Aus einem Schreiben des Königlichen Bergrevierbeamten des Bergreviers Osnabrück von Renesse geht hervor, das bereits Anfang Juni mit den Vorbereitungen zur Betriebseinstellung begonnen wurde. Nach Einstellung der Kohlenförderung wurden die Förderwagen und leicht demontierbare Maschinen sowie die Sprengstoffvorräte geborgen. Am 06. Juni wurde den untertage beschäftigten Werksfremden 46 Arbeitern und ihren Aufsehern gekündigt.

Bei der Generalversammlung am 08. Juni 1898 beschlossen Aufsichtsrat und Vorstand einstimmig die Einstellung des Bergwerkbetriebes zu beantragen. Von den 2.289 anwesenden Aktionären stimmten 2.272 für Betriebseinstellung, 14 dagegen und drei enthielten sich der Stimme. Direkt nach der Entscheidung um 11h 30 wurde das Ergebnis telefonisch zum Piesberg durchgegeben und die Feuer unter den Kesseln gelöscht. Das Königliche Oberbergamt Dortmund erreichte ein Telegramm mit folgendem Wortlaut: „Heutige Versammlung Beschloss sofortige Betriebseinstellung des Piesberger Bergwerkes - Haarmann".

Die nach dem Streik verblieben Bergleute verließen am 09. und 10. Juni die Zeche. Die meisten von ihnen wurden in andere Betriebe des GMBHV verlegt. Ein Teil der jüngeren Bergleute wanderte in den westfälischen Steinkohlenbergbau ab. In den folgenden Wochen wurden die Schächte verwahrt und die Tagesanlagen abgebrochen. Mit dem Aussetzen der Pumpen stand das Grubenwasser bereits am Abend des 09. Juni in Höhe der 1. Tiefbausohle. Bis Ende Juni war das Grubengebäude vollständig bis zur Hasestollen-Sohle abgesoffen.

Durch die Zechenschließung endeten rund 400 Jahre Steinkohlenbergbau am Piesberg, dessen Fortführung durchaus möglich gewesen wäre. Abgesehen von den Wasserhaltungsschwierigkeiten war die Lagerung und Qualität der Kohlen gut, die Teufe relativ gering und die Holzkosten für den Grubenausbau niedrig. Über der 2. Tiefbausohle standen noch 5,5 Mio. t. Anthrazitkohle an. Durch die Stilllegung entstand für den GMBHV ein Verlust von 2.062.090 Mark.

3.2.1. Grubenbetrieb

3.2.1.1 Abbau und Förderung

Mit dem Erreichen der Flöze durch die zum Schacht führenden Hauptquerschläge wurden zu beiden Seiten der Querschläge Grundstrecken aufgefahren. Anschließend wurden von diesen aus in Abständen von etwa 300 m im Einfallen der Flöze Bremsberge aufgefahren. In den Bremsbergen wurden im Abstand von 15 - 25 m und parallel zur Grundstrecke die Abbaustrecken angesetzt. Zwischen den Strecken erfolgte anschließend die Einteilung des Flözes durch Aufhauen in einzelne Baufelder. Der genaue Abstand der Bremsberge, Aufhauen und Abbaustrecken war je nach Flözmächtigkeit und geologischer Verhältnisse unterschiedlich.

Die Steinkohle wurde im Streb in streichender Richtung abgebaut. Nach der Erstellung eines Schrams, bei mächtigeren Flözen saß der Hauer dazu auf einem einbeinigen "Schrämbock", wurde die Kohle durch Spreng- und Keilhauenarbeit gelöst. Anschließend wurde die Steinkohle in den Abbaustrecken in Förderwagen abgezogen und über die mit einer Gestellförderanlage samt Gegengewicht ausgestatteten Bremsberge zur Grundstrecke transportiert. Hier erfolgte die Zusammenstellung der Züge und der Transport mit Grubenpferden zu den Schächten. In den beiden Schächten wurden die gefüllten Förderwagen nur bis auf das Niveau der Hasestollen-Sohle gehoben. Während die Förderwagen am Haseschacht direkt an die im Hasestollen verlaufende Kettenförderung angeschlagen werden konnten, mußten die Förderwagen vom Stüveschacht erst über die Hasestollen-Sohle zum Haseschacht transportiert werden. Dies erfolgte durch Pferdezüge mit 10 - 12 Wagen. Die Herstellung der Bohrlöcher im Streb sowie in den Abbau, Grundstrecken und Querschlägen erfolgte durch einmännische Bohrarbeit. Lediglich beim Abteufen des Stüveschachtes und beim Auffahren eines Sumpfquerschlages vom Stüve- bis zum Haseschacht wurden Druckluftbohrmaschinen verwendet. Die Auffahrung der Sumpfstrecke wurde nach ca. 860 m und 55 m vor dem Erreichen des Haseschachtes im Juli 1898 aufgegeben.

Für die Schiessarbeit wurde Gelantinedynamit und Pulver (Schwarzpulver) verwendet. Als Lager dienten ein Pulverhaus in der Nähe der Steinbrüche für max. 5.000 kg Pulver, der alte Mosberger-Stollen für max. 300 kg (1894: 2.500 kg) Dynamit und als zentrales Depot für Dynamit der Lechtinger Oberstollen mit einer Kapazität von max. 500 kg. Innerhalb des Grubengebäudes befanden sich Aufbewahrungsräume im Flöz Johannistein nahe dem Hase-Stollen (max. 300 kg Dynamit, 1893: 1.500 kg) und im Hangenden des Flözes Johannistein für max. 300 kg Pulver. Auf der 1. Tiefbausohle war ein Lager nahe dem Stüve-Schachte im Flöz Mittel für 300 kg Gelantinedynamit eingerichtet. An den Ausgabestellen der Lager erhielt jeder Drittelführer (Schichtführer) ein Paket Dynamit (= 2,5 kg) und je nach Bedarf eine Blechbüchse mit 2 kg Pulver. Zündmittel wie Zündschnüre und Sprengkapseln wurden in den Magazinen ausgegeben. Untertage wurde der Sprengstoff am Arbeitsort bis zur Verwendung in einer verschließbaren Schießkiste gelagert.

Aufgrund der geringen Mächtigkeit des Deckgebirges und der starken Zerklüftung des Gesteins gab es am Piesberg kein Methangas. Daher konnte mit offenem Geleucht (westfälische Froschlampen des Herstellers Seippel) gearbeitet werden.

3.2.1.2. Wasserhaltung und Grubenwasserabführung

Der Bergbau am Piesberg hatte große Probleme mit hohen Wasserzuflüssen in das Grubengebäude. Der Grund dafür war die geringe Deckschicht und zahlreiche, große Mengen an Standwasser führende Klüfte im Sandstein und Karbonquarzit. Besonders problematisch war der hohe Salzgehalt der Wässer, der mit der Teufe zunahm. Im Jahre 1882 enthielt ein Liter Grubenwasser 10,71 g Natriumchlorid, dieser Anteil vervierfachte sich bis zum Jahre 1897 mit 46,33 g/l. Gelöst wurden die Salze vermutlich aus dem benachbarten Zechstein. Tödliche Folgen hatte der Kohlensäuregehalt des Wassers, als 9 Bergleute 1893 bei einem Wassereinbruch erstickten. Ein Liter des Grubenwassers enthielt bei 15°C 338 cm³ Gase, die zu 97 % aus Kohlenstoffdioxid bestanden. Die Herkunft des Gases ist wahrscheinlich auf das Bramscher Massiv zurückzuführen. Die genaueren Umstände wurden durch HAARMANN (1909) ausführlich beschrieben.

3.2.1.2.1. Grubenwasserzufluss

Vor dem Übergang in den Tiefbau betrugen die Wasserzuflüsse etwa 3 m³/min, die sich 1877 durch den neu erschlossenen Tiefbau im Südflügel auf 4,7 m³ erhöhten. Mit fortschreitenden Abbau stiegen die Zuflüsse auf 10 m³ im Jahre 1883 und 15 m³ im Jahre 1886. Bis 1890 konnte der Wasserzufluss nahezu konstant gehalten werden. Beim Abteufen des Stüveschachtes brachen am 29. Januar 1876 im Bereich der 1.Tfbs. aus einer Kluft große Mengen Wasser ein, die den Schacht und angeschlossene Strecken innerhalb von 15 h bis zur Hasestollensohle fluteten. Erst Anfang 1890 konnte der Schacht gesümpft werden. Nach Abmauern der Kluft konnte der Zufluss von 5 auf 0,5 m³ reduziert werden. Im November 1891 wurde bei der Auffahrung der östlichen Sohlstrecke des Flözes Dreibänke auf der 1.Tiefbausohle (Tfbs.) eine Störung angefahren, welche die im Schacht abgemauerten Wässer wieder aufschloss. Die gesamten Wasserzuflüsse betrugen Ende April 1892 20 m³. Am 07. September 1893 ereignete sich auf der Mittelsohle in 144 m Teufe ein schwerer Wassereinbruch mit 10 m³/min, der den Betrieb auf der 2. Tfbs. zum Erliegen brachte. Erst nach sieben Monaten wurde der Schacht wieder gesümpft und der Querschlag auf der Mittelsohle abgemauert. Die Grubenwasserzuflüsse betrugen nun 23 m³, wobei 18 m³ auf der 1. und 5 m³ auf der 2. Tfbs. anfielen. Durch das Auffahren des Hauptquerschlages auf der 2. Tfbs. erhöhte sich der Zufluss im Oktober 1894 auf 25,5 m³ und mit dem Aufschluss der Flöze Zwei- und Dreibänke Ende 1895 auf 28 m³.

Am 18. Januar 1897 erfolgte im Flöz Dreibänke Osten auf der 2. Tfbs. ein Wasserdurchbruch mit 2,5 m³, welcher den Zufluss nun auf 30,5 m³/min erhöhte. Weitere Wasserdurchbrüche mit Kohlenstoff- dioxidaustritt ereigneten sich am 23. Februar und 12. April bei der Auffahrung des Sumpfquerschlages. Nach dem Einbau eines 700 m langen Wetterscheiders und einer 100 m langen Luttentour wurden die Arbeiten wieder aufgenommen, bis am 31. Mai ein erneuter Durchbruch mit 2,5 bis 3 m³/min erfolgte. Der Vortrieb wurde bis zum Einbau eines Lüfters und neuer Wasserhaltungsmaschinen vorläufig gestundet. Der Zufluss betrug nun 37,2 m³/min, wovon 14,6 m³ auf der 1. Tfbs. anfielen. Am 11. Juni kam es auf der 2. Tfbs. am Stüve-Schacht im Aufhauen des Flözes Dreibänke in der 1. westlichen Abteilung aus dem Liegenden zu einem erneuten Wasserdurchbruch mit 2 - 3 m³/min. Ein Teil der Wässer musste in den Sumpfquerschlag geleitet werden, da am 13. eine der beiden unterirdischen und am 15. die oberirdische Wasserhaltungsmaschine durch Gestängebruch ausfiel. Die Schäden konnten innerhalb von zwei Tagen repariert werden.

Ein schwerer Wassereinbruch mit einem Zufluss von 8 m³/min ereignete sich am 25. November 1897 in einer Störung im Flöz Dreibänke Ort. Nr. 1 Westen über der Teilsohlenstrecke. Die Dammtüren der 2. Tfbs. wurden geschlossen und die Kohlenförderung eingestellt. Der Grubenwasserzufluss betrug nun 47,7 m³, ging aber nach einigen Tagen auf 43 m³ zurück. Die Leistung der Wasserhaltungsmaschinen reichte für diese Wassermengen nicht mehr aus. Am 07. Dezember wurde das Flöz Dreibänke auf der Teilsohle im Nordflügel abgemauert, am 20. Dezember erfolgte die komplette Abmauerung des Nordflügels auf der 2. Tiefbausohle. Dies führte zu einer Begrenzung der Zuflüsse auf 35 m³. Am Haseschacht verringerten sich die Wasserzuflüsse nach dem Wassereinbruch auf 10 m³/min.

3.2.1.2.2. Wasserhaltung

Am Stüveschacht standen übertage zwei Woolf'sche Balancierwasserhaltungsmaschinen mit einer Leistung von 478 kW je Maschine und 12 m³ Wasser pro Minute. Die Drucksätze waren im Bereich der 1. und 2. Tiefbausohle aufgestellt. Etwa sieben Meter unterhalb der 2. Tiefbausohle befand sich eine Pumpenkammer mit zwei dampfbetriebenen Verbundmaschinen des Herstellers Haniel & Lueg, welche eine Pumpenleistung von jeweils 7 m³/min hatten. Nach Errichtung einer zweiten unterirdischen Wasserhaltungsmaschine 1895 wurde die überirdische Wasserhaltungsmaschine in Reserve genommen. Die Gesamtleistung aller Pumpen am Stüveschacht betrug 38 m³ Wasser pro Minute. Die Wässer wurden bis auf die Hasestollensohle gehoben und flossen in der Saige des Stollens bis zum Haseschacht, wo sie zusammen mit den Wässern des Haseschachtes in einer Rösche abgeleitet wurden. Im Jahre 1897 wurde neben dem Stüveschacht mit den Teufarbeiten für einen neuen Schacht zur Bewetterung und Wasserlösung der Tiefbaue begonnen, der jedoch nicht mehr vollendet wurde.

Am Haseschacht waren 1896 zwei oberirdische Wasserhaltungsmaschinen mit je 335,5 kW und 48 kW sowie eine unterirdische mit 253,5 kW Leistung installiert. Die Gesamtleistung aller Pumpen betrug 27 m³/min.

Zur Erhöhung der Wasserhebungskapazitäten wurden zwei weitere Wasserhaltungsmaschinen bestellt, deren Auslieferung im Oktober 1898 und im April 1899 erfolgen sollte.

3.2.1.2.3. Grubenwasserabführung

Die erste Grubenwasserabführung zur Hase, einem Nebenfluß der Ems, wurde 1794 mit dem Durchschlag des Lücker-Stollens am Nordhand des Berges angelegt. Schon damals war das Wasser so säurehaltig, das in der Grube getragenes ledernes Schuhwerk innerhalb kurzer Zeit zerfiel. Im Ableitungsgraben lagerten sich große Mengen Ocker ab und an beiden Ufern Vegetation im bereich von 1,5 - 2 m zerstört. Nach der Auffahrung des Hasestollens 1856 wurden die Grubenwässer ungeklärt in die Hase geleitet. Die Verschmutzung war im Fluss anhand der Wasserverfärbung, die von Dunkelgrün über Gelb in Rot überging, kilometerweit sichtbar. Dieser Zustand führte zu einem Konflikt mit den Wiesenbesitzern im Hasetal, die hier von 1869 - 1873 "Rieselwiesen" angelegt hatten. Beschwerden der Wiesenbesitzer führten zum Bau von Klärteichen am Mundloch des Hasestollens durch den Magistrat. Die Teiche erwiesen sich aber schnell als zu klein und zwecklos, da sie zwar den Ocker, nicht aber den Chloridgehalt in der Hase reduzierten. Nach einer Klage der Wiesenbesitzer vor dem Landgericht Osnabrück ließ der Magistrat ein Gutachten durch den Wasserbautechniker Brehme aus Münster erstellen. In einer Denkschrift schlug dieser den Bau eines Kanals zur Ems vor, der je nach Streckenführung 53,63 und 69,7 km lang werden sollte und dessen projektierte Baukosten zwischen 426.300 und 519.000 Mark lagen. Am 16. März 1889 wurde zwischen dem Magistrat und den Wiesenbesitzern, die sich finanziell am Bau beteiligen sollten, ein Vergleichsvertrag über die Ausführung des Projektes abgeschlossen. Der Vertrag galt als nicht abgeschlossen, wenn alle Genehmigungen nicht bis zum 15. Oktober 1889 erteilt wurden.

Mit dem Verkauf der Zeche Piesberg am 22. August 1889 gingen alle Rechte und Pflichten an den GMBHV über.

Die vorherige Untätigkeit des Magistrats und der geringe Zeitraum für den GMBHV zur Einholung der Genehmigungen führten zur Hinfälligkeit des Vertrages. Widerstand der Wiesenbesitzer und die Verweigerung zur Genehmigung des Projektes durch das Oberbergamt Dortmund führten im Jahre 1891 zur Aufgabe des Projektes. Zwischen 1890 und 1891 errichtete der Verein mehrere, insgesamt 30 ha und 510.000 m³ fassende Klär- und Sammelteiche, mit denen die Grubenwässer 2 - 3 Wochen lang gespeichert werden konnten. In dieser Zeit bestand die Möglichkeit zur Bewässerung der Wiesen mit Hasewasser. Probleme bereitete aber die Wasserdurchlässigkeit der Dämme. Mit zunehmender Teufe der Zeche stieg die Grubenwassermenge stark an. Im Jahre 1895 mußte die unterirdische Rohrleitung vom Mundloch des Hasestollens zu den Klärteichen durch einen Kanal ersetzt werden. Klagen der Wiesenbesitzer und ständige Aus- und Verbesserungen an den Klär- und Sammelteichen führten zu hohen finanziellen Belastungen. Bereits 1894 begannen Verhandlungen mit Bewohnern des nördlichen Tecklenburger Kreises zum Bau einer Kleinbahn von der oldenburgischen Bahn am Piesberg zur Station der hannoverschen Westbahn bei Hörstel. Die Grubenwässer sollten in einem Graben entlang des Bahndammes in den Dortmund-Ems-Kanal geleitet werden. Nach einer Absage der königlichen Kanalkommission zu Münster, die Wässer in den Kanal zu leiten, sahen die neuen Planungen den Bau eines Dükers durch den Kanal und eine Weiterleitung zur Ems vor. Die Genehmigung dafür wurde von der Regierung mit der Auflage gegeben, daß der Salzgehalt der Ems nicht 0,5 g/l während der Bewässerungszeit und im übrigen 1g/l übersteigen dürfe. Notfalls durch den Bau eines Sammelteiches meinte man diesen Forderungen nachkommen zu können.

Mit den Wiesenbesitzern im Hasetal wurde am 15. Juni bzw. 12. Oktober 1897 ein Vergleich abgeschlossen. Der GMBHV verpflichtete sich zur vollständigen Ableitung der Wässer in die Ems und dem Bau eines Dükers bis Ende 1897. Sollte der Graben nicht bis zum 1. Oktober 1899 fertiggestellt sein stand eine Konventionalstrafe von 10.000 M an. Im Gegenzug verpflichteten sich die Kläger einen Teil der Klagen und Schadensansprüche zurückzunehmen und die laufenden Verfahren bis zum 1. Oktober 1902 auszusetzen. Im Jahre 1897 kam die Zeche der Forderung zum Bau eines Dükers unter dem Dortmund-Ems-Kanal nach. Der Bau der Bahn samt Graben verzögerte sich durch Unstimmigkeiten bei der Statutenbildung der zu gründenden Kleinbahngesellschaft, der finanziellen Beteiligung durch Kreis, Provinz und Staat und eine mögliche Verlängerung der Strecke bis zur Stadt Rheine. Ein schwerer Wassereinbruch im November 1897 machte die Einhaltung des maximalen Salzgehaltes in der Ems unmöglich. Nun sollte die Einleitung 22 km stromabwärts erfolgen, was die Baukosten von 580.000 M auf mind. 1.000.000 M erhöhte. Die Zechenverwaltung ließ das Projekt und die mögliche weitere Entwicklung der Grubenwässer durch mehrere Gutachter untersuchen [Vgl. Abs. 3.2 ]. Im Mai 1898 lagen die Ergebnisse vor. Eine Zunahme der Zuflüsse auf 80 m³ wurde für wahrscheinlich gehalten, deren Hebung und Ableitung aber noch einen rentablen Betrieb der Zeche zugelassen hätten. Hohe Kosten würde allerdings ein steigender Salzgehalt verursachen. Zu einer weiteren Ausführung der Grubenwasserableitung kam es aufgrund der Betriebeseinstellung am 08. Juni 1898 nicht mehr.

3.2.2. Beschreibung der Tagesanlagen 

Haseschacht und Tagesanlagen am Hasestollen

Der Haseschacht hatte eine Teufe von 94,7 m. Etwa 27 m unter der Hängebank des Schachtes war der Hasestollen angesetzt, darunter befand sich in einer Teufe von 82 m der Hauptquerschlag der 1. Tiefbausohle. In einer Teufe von 93 m befanden sich die Pumpenkammern der Wasserhaltung. Die Wasserhaltung erfolge durch zwei oberirdische Wasserhaltungsmaschinen (2) mit einer Leistung von 331 sowie 47 kW und einer unterirdischen mit 250 kW, die zusammen 27 m³/min. Wasser heben konnten. Weitere am Haseschacht aufgestellte Maschinen waren die 97 kW starke Fördermaschine (1) und eine Kesselspeisewasser-Reinigungsanlage mit einer Leistung von 12 m³/min. Den Dampf zum Antrieb der Maschinen lieferten zwei Cornwallkessel mit 133,6 m² Heizfläche und 5 Dürr'sche Zirkulationsröhrenkessel mit 750 m² Heizfläche. Das Betriebswasser wurde von einer zentralen Pumpenstation an der Hase bis zum Wasserspeicher (3) gepumpt.

Der Hasestollen (5) war der zentrale Förder- und Wasserlösungsstollen der Zeche Piesberg sowie der Zugang für Personen- und Materialseilfahrten des Haseschachtes. Seine Länge betrug 250 m vom Mundloch bis zum Haseschacht und 1.450 m bis zum Stüveschacht. Der Stollen war im Durchschnitt 2,5 m breit und 2 m hoch. Zur Aufnahme der Kohlenförderung war der Stollen zwischen dem Stüve- und Haseschacht mit einer zweigleisigen Pferdeförderung versehen; ab dem Haseschacht wurden die Förderwagen mit einer Kettenbahn zutage gefördert. Die am Stüveschacht bis auf die Hasestollensohle gehobenen Grubenwässer wurden in der Saige bis zum Haseschacht geleitet, von wo aus die Wässer zusammen mit denen der Wasserhaltungsmaschinen des Haseschachtes durch die Rösche (6) zutage und anschließen durch eine Rohrleitung zur Grubenwasser-Abführung (16) geleitet wurden.

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Am Mundloch vom Hasestollen befanden sich die wichtigsten Betriebsanlagen der Zeche Piesberg: Der Gleisanschluss an die Zweigbahn mit der Station Piesberg, die Aufbereitungsanlage ("Kohlenaufbereitungsanstalt"), die Kaue, die Zentralwerkstatt, ein Maschinen- und Kesselhaus, die Wasserstation, Bürogebäude und Pferdeställe. Etwa 2 km SW der Tagesanlagen lagen die Klär- und Sammelteiche für die Grubenwässer.

In der 1892/93 neu errichteten Aufbereitungsanlage (12) wurde die geförderte Steinkohle, insofern sie nicht als "Förderkohle" oder "Fördergrus" verkauft wurde, gebrochen, klassiert und anschließend vom Nebengestein getrennt. Nach dem Brechen wurden die Kohle über ein Rollenrost und zwei Klassiertrommeln in "Stückkohle" (> 80 mm), "Salonkohle" (80 - 50 mm), "Rußkohle I" (50 - 33 mm), "Rußkohle II" (33 - 20 mm), "Rußkohle III" (20 - 12 mm), "Rußkohle IV" (12 - 6 mm) und "Feinkohle " (< 6 mm) sortiert. Das der Kohle beigemengte Nebengestein wurde anschließend bei den Sorten "Salonkohle", "Rußkohle" sowie "Feinkohl" durch Setzmaschinen aussortiert und für Versatzarbeiten untertage verwendet oder auf die Halde gekippt. Nach der Aufbereitung wurde die Kohle in Silos zwischengelagert oder im Bereich der Kohlenlagerplätze (21) aufgehaldet. Zur Klärung der von den Setzmaschinen kommenden Abwässer diente ein System aus Sümpfen und Teichen (22).

Die Lichtanlage (8) erzeugte mit einer Dampfmaschine mit 33 kW Leistung den Strom zur Beleuchtung des Haseschachtes- und Stollens, der Kohlenwäsche, der Kaue sowie der restlichen Betriebsgebäude sowie der Plätze zwischen den Gebäuden.

In der Zentralwerkstatt (9) waren eine Schmiede, eine Schlosserei und eine Schreinerei untergebracht. Zum Antrieb der Maschinen diente eine Dampfmaschine mit 15 kW Leistung. Das zum Betrieb der Dampfmaschinen notwendige Wasser wurde in der Wasserstation (Lage östlich der Klärteiche 22) mit drei Pumpen aus der Hase entnommen und zu den einzelnen Betriebspunkten der Zeche Piesberg geleitet.

Zum Schluss soll an dieser Stelle noch näher auf die 2 km SW der Tagesanlagen gelegenen Klär- und Sammelteiche eingegangen werden. Die zwischen 1890 und 1891 angelegten Teiche dienten als Aufstaumöglichkeit des Grubenwassers für die Tage, in denen das Wasser der Hase zur Bewässerung der umliegenden Wiesen benötigt wurde. Die Teichanlage bestand aus vier durch Dämme getrennten und mit Schleusen verbundenen Teichen, die zusammen 192.000 m³ Wasser fassten. Neben den Klärteichen befanden sich zwei Sammelteiche mit einem Fassungsvermögen von 318.000 m³. Die Grubenwässer wurden von der Rösche (6) aus durch ein 1.350 m langes Eisenrohr über die Grubenwasser-Abführung (16) bis zu den Teichen geleitet. Die Speicherzeit betrug bei einem Zufluss von 21 m³/min knapp drei Wochen.

Stüveschacht

Der am SW-Rand des Piesberges gelegene Stüveschacht (2) diente als Förder- und Fahrschacht für den Nordflügel der Zeche. Der Schacht hatte eine Teufe von 210 m, die Hasestollensohle war in 40 m, die 1. Tiefbausohle in 95 m und die 2. Tiefbausohle in 198 m Teufe angesetzt. Direkt neben dem Schacht befand sich die oberirdische Wasserhaltungsmaschine (3), dessen Gebäude als einziges vom Stüveschacht heute noch erhalten ist. Diese bestand aus zwei Woolf'schen Dampfmaschinen mit einer Leistung von 478 kW, welche über Balancierbalken die Pumpensätze im Schacht antrieben. Die Hubleistung betrug 12 m³/min. Untertage waren im Bereich der 1. Tiefbausohle sowie im Schachtsumpf dampfbetriebene Wasserhaltungsmaschinen aufgestellt. In dem Sozial- und Werkstattgebäude (4, 5, 6) befand sich im westlichen Gebäudeteil die Kaue mit „36 Brausebädern in Zellen" und die Markenkontrolle. Im mittleren Teil waren die Büroräume der Steiger samt Sanitäranlagen und ein Verbandraum mit Leichenhalle untergebracht. Im östlichen Gebäudeteil befanden sich eine Schreinerei, eine Schmiede und ein Materialmagazin.

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Das Kesselhaus (7) erzeugte den für den Betrieb der Dampfmaschinen über- und untertage notwendigen Dampfdruck. Das Wasser wurde über eine Rohrleitung von der zentralen Wasserstation am Hasestollen hergeleitet und im Wasserspeicher (13) zwischengespeichert. Im Kesselhaus war eine Kesselspeisewasser-Reinigungsanlage mit einer Leistung von 20 m³/h untergebracht, die von einer 3 kW starken Dampfmaschine angetrieben wurde. Den Dampfdruck lieferten ein Steinmüller´scher, vier Dürr´sche und zwei Gehr´sche Circulationsröhrenkessel von zusammen 1.422 m² Heizfläche. Zur Wetterversorgung der nördlichen Tiefbaue begann man 1897/98 mit dem Abteufen eines Wetterschachtes (9) der allerdings nicht mehr vollendet wurde und nur die 1. Tiefbausohle erreichte. Zur Bewetterung diente ein übertage aufgestellter und Anfang 1898 in Betrieb genommener Grubenlüfter (10). Im gleichen Gebäude war ein Kompressor mit einer Leistung von 44 kW aufgestellt, der die Druckluft zum Betrieb der Bohrmaschinen untertage erzeugte. Im Fördermaschinengebäude (8) war die 184 kW starke Fördermaschine des Stüveschachtes untergebracht. Neben dieser existierte noch eine zum Abteufen des Schachtes benutze Maschine mit 63 kW Leistung und ein 11 kW starker Dampfhaspel für den Wetterschacht. Im alten Mosberger-Stollen (14) befand sich ein Sprengstofflager für Dynamit.

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3.3 Untersuchungsarbeiten (1920 - 1921)

Im Dezember 1920 teilte der GMBHV dem Oberbergamt Dortmund mit, Untersuchungsarbeiten am Piesberg durchführen zu wollen, um bei einem günstigen Ergebnis die noch anstehenden zu Tage ausstreichenden Flöze abzubauen. Zur Untersuchung wurde ein Abhauen entlang der alten Grubenbaue in das Flöz Johannisstein getrieben, das im April 1921 eine Teufe von 40 m erreicht hatte. Im Oktober wurden die Arbeiten nach einem Durchbruch in den Alten Mann vorläufig eingestellt. Am 31. Dezember 1921 wurden die Arbeiten endgültig eingestellt, da sich ein Abbau der noch anstehenden geringfügigen Kohlenreste als unwirtschaftlich erwies.

3.4 Notbergbau nach dem 2. Weltkrieg (1947 - 1952)

Der Mangel an Brennstoffen nach dem Ende des 2. Weltkrieges führte zu einer kurzzeitigen Wiederaufnahme des Bergbaus. Im Jahre 1947 nahm die „Kleinstzeche Piesberg" ihren Betrieb auf. Abnehmer der Kohle war vorrangig die Belegschaft der Klöckner Werke AG, Abteilung Steinbruchbetriebe, und die werkseigene Ziegelei. Anfallende Feinkohle wurde auch für 30 M/t an Betriebsfremde verkauft.

Die Förderung erfolgte über einen 35 m tiefen Hilfsschacht nahe dem Stüve-Schacht. Der Abbau fand in Restpfeilern im Bereich oberhalb der Hasestollen-Sohle statt. Die Kohle wurde in einem etwa 100 m langen Streb im Flöz Dreibänke SW des Stüve-Schachtes (1947 - 49 und 1949 - 50) sowie kleineren Abbauen im Flöz Johannistein (1950 - 51) und Flöz Zweibänke (1951 - 52) gewonnen.  Untertage beschäftigt waren 1949 19 Mann. Die Fördermenge der Kleinzeche betrug im letzten Betriebsjahr 1952 rund 854 t.

4. Der Piesberg als Steinbruchbetrieb

Viel älter als die Steinkohlengewinnung ist der Abbau von quarzitischen Sandsteinen (Handelsname Karbonquarzit) am Piesberg. Die Wallenhorster St.-Alexander-Kirche wurde bereits 950 n. Chr. aus Piesberger Steinen erbaut. 1832 existierten ein nördlicher, städtischer Steinbruch und ein südlicher in Privatbesitz befindlicher Bruch. Ab 1859 erfolgte die weitere Erschließung des Vorkommens. Im Jahre 1872 erwarb die Stadt auch einen Großteil der privaten Steinbrüche und schloß mit dem Forst-Fiskus, Besitzer weiter Teile des Piesberges, einen Abbauvertrag ab. 1889 gingen die Steinbrüche mit dem Verkauf des Steinkohlenbergwerkes in den Besitz des Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein über. Im Jahre 1896 bestand der Betrieb aus fünf Abbausohlen. Der Transport der Steine auf den Sohlen erfolgte mit 0,5 m³ fassenden Kipploren auf Feldbahnschienen, die Förderung zwischen den Sohlen durch Bremsberge. Von der ersten Bausohle führte ein 270 m langer Hauptbremsberg zur Verladung auf dem Zechenbahnhof. Zum Zerkleinern der Steine dienten drei Steinbrechmaschinen, die von einer 15 kW starken Dampfmaschine angetrieben wurden. Die Produktion umfaßte Bord- und Kantensteine, Pflastersteine, Grenzsteine, Steine für Pack- und Decklagen auf Straßen, Wasserbausteine und Gleisschotter.

Nach der Zechenschließung wurde der Steinbruchbetrieb modernisiert und durch Grundstückserwerbe zwischen 1900 - 1904 erheblich erweitert. Im Jahre 1901 wurde eine neue Steinbrechanlage mit 3 Brechern auf der ersten Sohle in Betrieb genommen und bis 1904 durch einen weiteren Brecher sowie einer Sandwäsche erweitert. Die Verarbeitung der beim Zerkleinern der Steine anfallenden Brechsande erfolgte ab 1902 in einer Zementwarenfabrik am Hasestollen („Durilit-Werk"), die Kanalrohre, Bausteine und Brunnenringe produzierte. Zwischen 1903 und 1904 konnten mit drei preußischen Eisenbahndirektionen Verträge zur Lieferung von Gleisschotter abgeschlossen werden. Im Jahre 1905 wurde ein neuer, 211 m langer Bremsberg mit doppelter Leistungsfähigkeit errichtet und die alten Förderwagen durch 1 m³ fassende, nichtkippbare Wagen ersetzt. Diese wurden nun durch Kreiselwipper (Leistung 200 t/h) entleert. Im gleichen Jahr wurden erstmalig Preßluftbohrmaschinen mit Erfolg eingesetzt und bis 1906 im gesamten Steinbruch eingeführt. In den 1920er Jahren existierte in den Brüchen ein Streckennetz von 35 km Länge. Der Transport der Wagen wurde durch Feldbahnen bewältigt. Im Jahre 1927/28 wurde eine neue Brechanlage in der Voßlinke am Süberweg errichtet. In einer Schicht konnten nun 1.200 t Steine zu Schotter und Splitt verarbeitet werden. Die Produktion betrug 1927 826.000 t bei einer Belegschaft von 1.636 Mann. Ende der 1920er Jahre führte die Weltwirtschaftskrise zu einem Produktionseinbruch. Einen Aufschwung brachten erst die Straßenbauprogramme des 3. Reiches. Das Ende des Nazi-Regimes ließ die Jahresproduktion auf 100.000 t absinken. In den ersten Jahren nach Kriegsende konnte der Absatz aufgrund des Mangels an Material und Arbeitskräften nur langsam gesteigert werden. Erst der Wiederaufbau zu Beginn der 1950er Jahre ließ die Produktion stark ansteigen und betrug 1955 bereits 655.000 t. Eine weitere Steigerung wurde 1958 durch die Mechanisierung des Abbaus durch Umstellung von Handbetrieb auf Bagger und Lastkraftwagen erreicht. Die Belegschaft verringerte sich von 1.143 Mann (1957) auf 179 (1958). Zur Verkleinerung der Transportwege wurde 1971 innerhalb des Steinbruches eine zentrale Brechanlage in Betrieb genommen. Im Jahre 1973 wurde das Südfeld stillgelegt (ab 1976 zentrale Mülldeponie der Stadt Osnabrück) und mit dem Abbau im Ostfeld begonnen. Heute erfolgt die Gewinnung im Strossenbau mit Hilfe von Großbohrlochsprengungen. Dabei kommen mobile Bohrgeräte zum Einsatz; nach der Sprengung wird das Haufwerk durch Bagger in Schwerlastkraftwagen geladen und zur zentralen Brechanlage transportiert. Das vorgebrochene Material gelangt anschließend zur weiteren Verarbeitung über ein Förderband zu dem Betriebsgelände am Schwarzen Weg. Im Jahre 1991 wurde der Steinbruchbetrieb von der Klöckner Durilit GmbH an die Piesberger Steinindustrie GmbH verpachtet, die bis heute den Steinbruch betreibt.

5. Heutiger Zustand der Bergbauanlagen

Zur Zeit des GMBHV in Benutzung stehende Stollen- und Schächte:

Name Zweck Zustand
Stüve-Schacht
Teufe 210 m (teilverfüllt)
Hgbk. +107,54 mNN Stollensohle +67,71 mNN
I. Tfbs +11,19 mNN
II. Tfbs. -90,88 mNN
Förderschacht, Wasserhaltung sowie Materialschacht. Neben dem Stüveschacht befand sich noch ein ausziehender Wetterschacht mit Grubenlüfter sowie ein kleinerer Hilfsschacht. Vom Stüve-Schacht ist heute nur noch das Gebäude der Wasserhaltungsmaschine als Ruine erhalten. Bis in die 1960er Jahre war ebefalls das Fördermaschinenhaus erhalten, in dem zuletzt eine Tischlerei untergebracht war. Die Schachtöffnung ist durch eine Betonplatte abgedeckt. Die Halde befindet sich nördlich des Schachtes.
Hase-Schacht
Teufe 92 m
Hgbk. +93,67mNN Stollensohle +66,30 mNN I. Tfbs. +10,92 mNN
Förderschacht, Wasserhaltung. Die Steinkohle wurden bis auf das Niveau des Hasestollens gehoben und durch diesen zu Tage gebracht. Das erhaltene Schachtgebäude wurde vor einigen Jahren in das Museum "Neue Industriekultur Osnabrück" umgewandelt. Durch den Hase-Schacht können Besucher mit einem Fahrstuhl bis auf das Niveau des Hasestollens gelangen.
Hasestollen
Mdl. +65,6 mNN
Länge 250 m (Haseschacht)
1.450 m (Stüveschacht)
Förderstollen. Verbindung zwischen Haseschacht und Stüveschacht. Der Hase-Stollen ist bis zum Hase-Schacht wieder aufgewältigt worden und dient heute als Verbindung zum Museum.
Schacht No. 4
Teufe 99,38 m
Ursprünglich als Förderschacht geplant, später Verwendung als Wetterschacht, reichte bis auf die Hasestollensohle. Der Schacht wurde im Frühjahr 2000 verfüllt. Heute nicht mehr vorhanden.
Schacht No. 7
Teufe 84, 22 m
Hgbk. +138,55 mNN
Wetterschacht Nicht mehr erhalten.
Schacht No. 9
Teufe 52,28 m
Hgbk. +122,85 mNN
Wetterschacht Über dem Schacht stand bis in die 1950er / 60er Jahre ein etwa 6 m hoher, aus Bruchstein gemauerter Turm. Erhalten ist heute noch die Schachtpinge.

Zur Zeit des GMBHV schon abgeworfene Stollen- und Schächte:

Lechtinger Tiefstollen
Mdl. +65,70 mNN
Länge 520 m
Flözstrecke 4.090 m
Förder- und Wasserlösungsstollen. Der 1830 aufgefahrene Stollen diente etwa bis 1874 zur Förderung der Steinkohle im NE-Teil des Piesberges. Das Kauengebäude ist erhalten (heute ein Wohnhaus), zwischen der Pyer Straße und dem Weg "Am Stollen" befindet sich die Bergehalde.
Lechtinger Oberstollen
Mdl. +120,4 m
Länge 115 m
Flözstrecke 3.500 m

Ürsprünglich als Versuchsstollen geplant, später Förderstollen. Danach Sprengstofflager.
In den 1950er Jahren war das gemauerte Mundloch noch erhalten. Heute durch Haldenmassen des Steinbruchbetriebes verschüttet. Sichtbar ist noch die Halde des Stollens.
Moosberger-Stollen
Länge 230 m
Flözstrecke 450 m
Wasserlösung. Später Nutzung als Sprengstofflager. Lage direkt östlich des Stüve-Schachtes. Der Stollen dient heute als Rückzugsort für Fledermäuse
Lücker-Stollen
Länge 280 m
Flözstrecke 1.120 m
Wasserlösung Das Mundloch ist im Gelände nicht mehr sichtbar. Erhalten ist aber noch der Graben zur Grubenwasserabführung in die Hase ("Stollenbach").

Auf weitere, zur Betriebszeit der Zeche durch den Georgs-Marien-Verein schon abgeworfene Schächte soll an dieser Stelle noch kurz eingegangen werden: Neuglück (32 m), Johannis, Osnabrück (42 m), Franz (62,78 m), Nachtigall (41,89 m), Glück Auf (54,4 m), August (90 m), Nr. 1 (17,2 m), Nr. 2, Nr. 8 (48,9 m). Von diesen frühen Schächten sind teilweise heute noch die Halden im Gelände sichtbar.

6. Literatur

BREHME, H. (1889): Denkschrift und Project über Ableitung des Zechenwassers aus dem Kohlenbergwerke Piesberg bei Osnabrück; Münster.
CREMER, L. (1895): Die Steinkohlenvorkommnisse von Ibbenbüren und Osnabrück und ihr Verhältnis zur Rheinisch-Westfälischen Steinkohlenablagerung. Z. Glückauf, H. 8, 31, S. 129 ff.; Essen.
HAGEMANN, W. (1930): Bergbau- und Hüttenbetriebe des Osnabrücker Landes in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung. - Veröff. wirtschaftswiss. Ges. zum Studium Niedersachsens, H. 12; Hannover.
HAKENBERG, W. (1981): Geschichte und Entwicklung der Piesberger Steinindustrie, Klöckner-Durillit GmbH; Osnabrück.
HAARMANN, E. (1909): Die geologischen Verhältnisse des Piesbergsattels bei Osnabrück. - Jb. preuß. geol. Landesanst., 30, S. 1 ff.; Berlin.
KELLER, G. (1969): Zur Geologie des Piesberges bei Osnabrück. - Z. deutsch. geol. Ges., Bd. 117, S. 743 ff.; Hannover.
MÜLLER, H. (1896): Der Georgs-Marien-Bergwerks- und Hütten-Verein, I.Theil: Die Geschichte des Georgs-Marien-Bergwerks- und Hütten-Verein, II. Theil: Beschreibung der Besitzungen, der Betriebsanlagen und der Einrichtungen des Vereins; Osnabrück.
MÜLLER, H. (1906): Der Georgs-Marien-Bergwerks- und Hütten-Verein. 2. Bd.; Osnabrück.
RÖHRS, H. (1992): Erz und Kohle - Bergbau zwischen Weser und Ems. - Ibbenbürener Vereinsdruckerei; Ibbenbüren.
SCHRÖDTER, E. / BEUMER, W. (1898): Die Arbeiterbewegung auf den Werken des Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenvereins. - Z. Stahl u. Eisen, 18, H. 10 S. 445 - 461.; Düsseldorf.
SCHRÖDTER, E. / BEUMER, W. (1898): Der Ausgang der Arbeiterbewegung auf den Werken des Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenvereins. - Z. Stahl u. Eisen, 18, H. 12 S. 664 ff..; Düsseldorf.
STADLER, G. (1971): Die Vererzung des Bramscher Massivs und seiner Umgebung. - Fortschr. Geol. Rheinld. u. Westf., Bd. 18, S. 439 ff.; Krefeld.
STAHL, A. / HAACK, W. / FULDA, E. (1941): Geologie u. Lagerstätten Niedersachsens. Bd. 1: Das Paläozoikum in Niedersachsen. - Schr.d.Wirtschaftswiss. Ges. zum Stud. Nds.; Oldenburg.
SPIESS, K.-H. (1969): Der erste Schacht. Arbeiten am Piesberg - Unser Betrieb, 17 (2); Bentheim. TEICHMÜLLER, M & R. (1950): Inkohlungsfragen im Osnabrücker Raum. - N. Jb. Geol. Paläont., Mh., S. 69 ff.; Hannover.

Unveröffentlichte Quellen (Archive):

NLA HSTA BaCl. Hann. 184 Acc. 16 Nr. 242, 243, 244, 245