von Thomas Krassmann im April 2001
Nach langer Zeit und zur Feier der Eröffnung der neuen GAG - Leitseite hier wieder einmal ein kleiner Report aus meiner Feder, diesmal über den Bergbau in Bieber und Sommerkahl im Spessart, den ich mir im Februar 2001 auf den Weg ins schöne Schwabenländle etwas näher anschaute. Es sei bereits hier ausdrücklich erwähnt, das Teile dieses Reportes der Einfachheit halber aus anderen Internetquellen entnommen wurden, und zwar
- der Teil über den Bieberer Bergbau enthält Informationen und Textpassagen von der sehr gut gemachten und besuchenswerten Spessartseite von Joachim Lorenz / Karlstein
- der Teil über die Grube Wilhelmine enthält Informationen und Textpassagen von der ebenfalls besuchenswerten Seite von Dr. Martin Schuster
So, 12.Februar 2001
Erkundung des Kupfer - Kobalt - Eisen Bergbaurevieres Bieber im hessischen Teil des Spessarts, wo die meisten Stollen und Schächte kaum mehr erkennbar, aber immerhin mit Hinweistafeln bezeichnet sind. Hier eine überarbeitete Zusammenfassung der regionalen Geologie und der Bergbaugeschichte aus fremder Feder:
Der vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert anhaltende Bergbau in und um Bieber - heute ein Ortsteil der Gemeinde Biebertal im hessischen Teil des Spessarts östlich von Gelnhausen - war insbesondere im 18. und 19. Jahrhundert weit über die Grenzen Hessens bekannt. In die Mineralogie unauslöschlich eingegangen ist der Mineralname Bieberit, der zuerst von hier beschrieben worden ist. Ebenso stammt das Mineral Rösslerit auch aus Bieber, so das Bieber die Typlokalität für beide Mineralien ist.
Sehr ausführliche Schilderungen zur lokalen Geologie des Bieberer Raumes und zum Auftreten der Erze auf den hydrothermalen Gängen finden sich bei BÜCKING (1891 und 1892), DIEDERICH & LAEMMLEN (1964) und DIEDERICH (1969). Leider gibt es keine neueren, umfassende geologisch-mineralogische Beschreibungen. In und um Bieber wurden drei verschiedene Bergbaue betrieben, die sich deutlich unterschieden lassen:
- Der Mittelalterliche Bergbau auf Kupferschiefer
- Der Abbau auf gangförmige Kobalt - Nickel - Wismutgänge (sogenannte Rücken) ab dem 18. Jahrhundert
- Der "neuzeitliche" Eisenerzbergbau bis 1923
Es ist schriftlich belegt, daß im Mittelalter der Abbau des Kupferschiefers begonnen wurde. Dabei baute man eine wenige cm bis einige dm dicke Schicht eines schwarzen, tonigen Zechsteinsedimentes ab, welche flächendeckend den Zechstein-Dolomit unterlagert. Die Gehalte der Metalle lagen dabei maximal hier bei ca.: 0,7 % Kupfer, 2,4 % Blei, 1,7 % Zink und 0,007 % Silber. Dieser Bergbau erzeugte ein weitläufiges, aber sehr niedriges Stollensystem, welches unter kaum vorstellbaren Arbeitsbedingungen erzeugt wurde. Zur besseren Vorstellung sei hier auf das Bildchen auf der Leitseite der GAG hingewiesen ! Das gesamte geförderte Gestein wurde gepocht und mit Flußmitteln aufgeschmolzen; in einem anschließenden komplexen Hüttenprozess gewann man hauptsächlich Kupfer, Blei und in geringen Mengen Silber. Die Ausbeute war insgesamt gering und deshalb wurde der Abbau bereits 1807 eingestellt.
Im 18. Jahrhundert begann man, die gangförmigen, hydrothermal entstandenen Kobalt - Nickel - Wismut-Gänge zu erschürfen. Dabei wurden lange Stollen angelegt und der gesamte Ganginhalt gewonnen. Das von Hand ausgelesene Erz wurde zerkleinert und zu Blaufarben für die keramische Industrie verwendet. Diesen Bergbau, der Bieber in der Geologie und Mineralogie bekannt werden ließ, stellte man 1867 ein.
Sporadisch wurden Eisenerze sicher zu allen Zeiten um Bieber gewonnen und wohl auch verhüttet. Der großmaßstäbliche Abbau des Siderits mit einer Gesamtfördermenge von ca. 1,9 Millionen t begann im 19. Jahrhundert und wurde 1923 eingestellt. Grund dafür waren neben wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch die hohen Gehalte an Arsen (bis ca. 1%!), die bereits in geringen Mengen einen Sprödbruch des Eisens bewirken. An Umweltschutz dachte man damals offensichtlich noch nicht.
Geologie von Bieber:
Im Raum Bieber stehen innerhalb des weitläufigen Buntsandstein-Spessarts Schollen des Zechsteins und des darunter liegenden Grundgebirges aus metamorphen Gesteinen (sehr gleichförmige, glimmerreiche Paragneise mit Staurolith, sogenanntes Bieberer Fenster) an. Dabei wird das gesamte Gebiet ist von zahlreichen Störungen durchzogen. Die Sprunghöhe der Verwerfungen werden mit ca. 10 - 70, vereinzelt auch bis 130 m angegeben.
Abbildung aus Backhaus & Weinelt (1967)
Auf vorwiegend herzynisch streichenden Klüften und Gängen wurden aus hydrothermalen Lösungen buntmetallreiche Erze ausgeschieden ("Kobaltrücken"). Sie stehen im Gneis und halten bis in den darüberlagernden Zechstein und den Bröckelschiefer des Unteren Buntsandsteines durch. Die überwiegende Gangmasse besteht aus Siderit und Baryt, in denen sich die begehrten Co-,Ni-, Bi- und Cu-Erze fanden. Die mittlere Mächtigkeit der Gänge von 0,65 m (gewöhnlich 0,15 - 1,50 m) konnte dabei lokal bis zu 6 m anschwellen ! Sie konnte jedoch auch nur wenige mm stark sein! In nur wenigen Fällen bestand die gesamte Gangfüllung aus Co- oder Nickelerzen (FREYMANN 1991). Nur in den mittleren Teufen und an Scharungsstellen waren die Gänge edel ausgebildet (BÜCKING 1892). Im Streichen konnten die bedeutendsten Gänge bis zu 2,4 km verfolgt werden. Lokal enthält der Zechsteindolomit auch metasomatische Fe-Mn Vererzungen: meist Siderit, der teils in oxidische Mineralien wie Goethit, Pyrolusit,
Romanechit, Lepidokrokit wurde. Diese Vererzungen erreichen dabei Mächtigkeiten von 2 - 25 m.
Folgende Kobaltgänge wurden im Raum Bieber gefunden und teilweise auch abgebaut (nach FREYMANN 1991):
1. Büchelberger Kobaltgang, 1790-1867
2. Büchelberger Kobaltgang, 1790-1867
3. Büchelberger Kobaltgang, Abbauzeit unbekannt
1. Lochborner Kobaltgang, 1748-1850
2. Lochborner Kobaltgang, herzynisch
3. Lochborner Kobaltgang, herzynisch,
4. Lochborner Kobaltgang, nach 1780-1867
5. Lochborner Kobaltgang, nach 1780-1867
1. Röhriger Kobaltgang mit mehr als 4 m Mächtigkeit, 1731-1800 (?)
2. Röhriger Kobaltgang mit mehr als 4 m Mächtigkeit , 1731-1800 (?)
Die Schichtenfolge des Zechsteins erreicht hier bis zu 45 m. Sie sind als Mergel, dolomitische Kalksteine,Schluffsteine und Tone ausgebildet. Die liegendenSchichten des Zechsteins führen den metallreichen Kupferletten, die eine tonige Fazies des Kupferschiefers darstellt. Der feinkörnige Letten besteht nach FREYMANN (1991) aus Quarz, Glimmer, Calcit, Dolomit,
Illit, Kaolinit, Chlorit, erdigem Baryt, Fe-Mn-Mineralien und bituminösen Bestandteilen (0,3 - 5,4 %). Die wirtschaftlich interessanten und feinkörnigen Erzmineralien sind darin feinst verteilt und bestehen aus Pyrit, Markasit, Arsenopyrit, Tennantit, Chalkopyrit, Arsenkies, Galenit und Sphalerit. In den oberflächennahen Bereichen treten als Zementations- und Oxydationsmineralien Kupferglanz, Covellin, Cerrusit, Azurit und Malachit hinzu.
Heutiger Zustand des Bieberer Bergbaus:
Die meisten der durch den jahrhundertelangen Bergbau recht zahlreich geschaffenen Aufschlüsse (wie bei DIEDERICH & LAEMMLEN 1964 aufgeführt) sind seit langem aufgelassen und deshalb verwachsen, verschüttet oder inzwischen überbaut. Im Bereich des Bergbaugebietes sind an vielen Stellen steile, recht frisch erscheinende Pingen zu finden, die sicher örtlich von Zeit zu Zeit nachbrechen. Es muß daher auch in Zukunft mit Einstürzen gerechnet werden, wie zuletzt im oberen Lochborn, wo am 27. oder 28.12.1998 auf dem ehemaligen Bahndamm zwischen oberem und unterem Maschinenschacht ein ca. 2 m großer, frischer Einsturztrichter gefunden werden konnte.
Die umfangreichen und volumniösen Halden und Pingen sind meist reich an wenn auch fein verteiltem Erz. Alle bergbaulich interessanten Gangfüllungen und Erze enthalten typischerweise deutliche Arsengehalte.Die Erze verwittern recht leicht unter Oberflächenbedingungen und sind heute Quellen eines bedeutenden Arseneintrages in die Gewässer. Dies wurde beispielsweise am Schwarzbach im Lochborn von TUROWSKI (1998) untersucht und ausführlich beschrieben. Die Wässer des Schwarzbaches erreichen dabei nach längeren Trockenzeiten Arsengehalzte bis zu 0,28 mg/l Bachwasser. Infolge der Größe der Halden und des Verwitterungsgrades der Erze ist mit einem Eintrag zu rechnen, der sicher noch hunderte von Jahren anhalten wird.
Bieberer Mineralogie:
Die wenig attraktiven Belegstücke aus dem Kupferschieferbergbau sind heute nur noch in wenigen Exemplaren vorhanden. Auch aus dem Eisenerzbergbau liegen wegen der geringen optischen Attraktivität kaum noch Belegstücke vor. Interessanter erscheinen da schon die Mineralien aus dem Abbau der Kobaltrücken. Zum Zeitpunkt des aktiven Bergbaues auf die Kobalt-Nickelerze wurden bereits international Mineralien gehandelt. Daher finden sich in fast allen alten Sammlungen der Universitäten und Museen Belegstücke und Stufen aus Bieber; so auch in der Sammlung von einem gewissen J. W. von
GOETHE in Weimar! Die wohl beste und umfangreichste Mineraliensammlung von Bieber war die der Wetterauischen Gesellschaft für die gesamte Naturkunde zu Hanau, deren Sammlung leider im Bombenhagel auf Hanau 1945 verbrannte.
Die primären Erze in Bieber bestehen aus den Gangarten Siderit und Baryt, selten Calcit und etwas Quarz, darin eingewachsen
finden sich die Erzmineralien Bismuthinit, Chalkopyrit, Emplektit, Nickelin, Nickelskutterudit, Rammelsbergit, Safflorit,
Skutterudit, Tennantit und gediegen Wismut.
In GOLDSCHMIDTs Atlas der Kristallformen finden sich mehrere Abbildungen von idiomorphen Kristallen des gediegen Wismut aus Bieber (Band 9 , Tafel 48, Fig. 1, 3-6). Auch bei HINTZE (1904:124) wird das Mineral auf Gängen im Glimmerschiefer mit Speiskobalt, Kobaltblüte, Rotnickelkies, Eisenspat und Baryt als kristalline Partien und als wohl ausgebildete Kristalle aufgeführt. In dem sehr bekannten erzmikroskopischen Standardwerk von RAMDOHR (1975:411)
ist in Abb. 318 ein Einschluß von gediegen Wismut in rissigem Skutterudit von Bieber abgebildet.
Diese Mineralien wurden stellenweise in Sekundärmineralien umgewandelt, so zu Annabergit, Bieberit, Erythrin, Jarosit, Pharmakolith, Pikropharmakolith, Rösslerit und viele weitere. Eine anekdotische Besonderheit ist der verbreitete und sehr giftige Arsenolith (As2O3), von dem KOPP 1807 schreibt" sehr weich; leicht zersprengbar und besitzt einen zusammenziehenden Geschmack (!). Auf einer Eisenplatte verdampft es gepulvert vollkommen unter starkem Rauche. Auf glühende Kohlen gestreut gibt es einen, nach Knoblauch riechenden, Rauch von sich"
Anmerkung: Der Verfasser dieser Beschreibung hat diese vermutlich nicht allzulange überlebt...
Literatur zum Thema Bieber:
Autorenkollektiv (1994): Festschrift 500 Jahre BIEBERER BERGBAU 1494 - 1994.- 70 S., Gemeinde Biebergmünd.
BACKHAUS, E. & WEINELT, W. (1967): Über die geologischen Verhältnisse und die Geschichte des Bergbaues im Spessart.- in BACKHAUS, E. (1967): Beiträge zur Geologie des Aschaffenburger Raumes. Veröffentlichungen des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V., 10, 260 S., Aschaffenburg.
BERG, G. & FRIEDENSBURG (1944): Nickel und Kobalt.- Die metallischen Rohstoffe, ihre Lagerungsverhältnisse und ihre wirtschaftliche Bedeutung.- 280 S., Verlag Enke, Stuttgart 1944
BÜCKING, H. (1891): Erläuterungen zur geologischen Specialkarte von Preussen und den Thüringischen Staaten. XLIX. Lieferung Gradabteilung 68, No. 54, Blatt Bieber.- 56 S., Berlin.
BÜCKING, H. (1891): Erläuterungen zur geologischen Specialkarte von Preussen und den Thüringischen Staaten. XLIX. Lieferung Gradabteilung 69, No. 49, Blatt Lohrhaupten).- 30 S.,
BÜCKING, H. (1892): Der nordwestliche Spessart.- Abhandlungen der Königlich Preussischen geologischen Landesanstalt, Neue Folge Heft 12, 274 S.,Berlin.
CANCRIN, F. L. (1787): Geschichte und systematische Beschreibung der in der Grafschaft Hanau Münzenberg, in dem Amte Bieber und anderen Ämtern dieser Grafschaft, auch dem dieser Grafschaft benachbarten Ländern gelegenen Bergwerke.- 190 + XIX S.,[Hertel] Leipzig; Reprint in der 2. Aufl. von 1994, Bad Orb.
DIEDERICH, G. & LAEMMLEN, M. (1964): Das obere Biebertal im Nordspessart.Neugliederung des Unteren Buntsandstein, Exkursionsführer und geologische Karte.- Abh. Hess. L.-Amt Bodenforsch., Heft 48 -34 S., Wiesbaden.
DIEDERICH, G. (1969): Geologische Verhältnisse und Probleme bei Bieber.- Natur und Museum 99 (7), S. 307 - 316, Frankfurt.
EMMRICH, S. (1997a): Quellen zum Bieberer Bergbau: Die Betriebsberichte 1907 - 1925.- 110 S., Hrsg. vom Geschichtsverein Biebergemünd e. V. [Eigenverlag] Bieber.
EMMRICH, S. (1997b): Quellen zum Bieberer Bergbau: Betriebsstatistiken 1907 - 1926.- 48 S., Hrsg. vom Geschichtsverein Biebergemünd e. V.[Eigenverlag] Bieber.
FREYMANN, K. (1991): Der Metallerzbergbau im Spessart. Ein Beitrag zur Montangeschichte des Spessarts.- Veröffentlichung des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg 33, 413 S., Aschaffenburg.
GOLDSCHMIDT, V. (1913-1923): Atlas der Krystallformen.- 9 Tafelbände mit je einem Textband, [Winters], Heidelberg.
HOFMANN, E.-L. (1969): Geschichte der Berg- und Hüttenwerke zu Bieber.- Natur und Museum 99 (7), S. 317 - 328, Frankfurt.
KLUTH, C. (1967): Über ein Vorkommen vom Emplektit zu Bieber in Hessen.- Aufschluss 18, S. 9 - 12, Heidelberg.
KOPP, J. H. (1807): Ueber den zu Bieber im Hanauischen einbrechenden Kobaltvitriol und das ihn begleitende Arsenikoxyd.- Taschenbuch für die gesammte Mineralogie, mit Hinsicht auf die neuesten Entdeckungen, Erster Jahrgang, S. 104 - 119, [J. Chr. Hermann] Frankfurt am Main.
OKRUSCH, M. (1963): Die Anfänge der mineralogisch-petrographischen Erforschung des Vorspessarts.- Abh. Naturwiss. Ver. Würzburg, 4, Heft 1, Würzburg.
RAMDOHR, P. (1975): Die Erzmineralien und ihre Verwachsungen.- 4. bearbeitete und erweiterte Auflage, 1277 S., [Akademie-Verlag] Berlin.
TUROWSKI, S. (1998): Schwermetalluntersuchungen am Schwarzbach im Spessart unter Berücksichtigung der Geologie des Lochborn von Bieber mit seiner Bergbaugeschichte.- Geol. Jb. Hessen 126, S. 15 - 35, 14 Abb., 6 Tab. [Hess. Landesamt f. Bodenforschung] Wiesbaden.
Ab hier geht es weiter im eigenen Text:
Das Dorf Bieber selbst ist recht hübsch in waldreicher Gegend gelegen und das schöne Wetter war Anlass für viele Bieberaner - oder wie nennt man die Leute (Bieberer ?, Biber ??) - in der noch spärlich grünenden Natur ausgiebig zu flanieren. Montanhistorisch besonders auffällig ist dabei das ehemalige Hüttengelände, was über erhaltene, imposant - großmächtige Stützmauern verfügt, wohingegen sich von den originalen Hüttengebauden selbst kaum mehr etwas erhalten hat.
Gegenüber der Einfahrt auf die ehemalige Hütte liegt das verschüttete Mundloch des immerhin 3000 m langen Berthastollens, der von der Firma Krupp im Jahre 1908 als neuer Förderstollen für das Lochborner Revier bis zu dem nahe der bayrischen Grenze stehenden 108 m tiefen neuen Maschinenschacht vorgetrieben wurde. Das gut erkennbare Stollenmundloch des bis 1923 betriebenen Stollens verfügt über eine nette Erläuterungstafel in einem den bekannten Harzer Dennerttannen ähnlichen Design, die Aufschluß über den hiesigen Aufschluß gibt. Auch im sonstigen Ort finden sich bisweilen solche Erläuterungstafeln, allerdings keineswegs an jedem der montanhistorisch interessanten Plätze. Überraschend empfand ich, das aus dem doch recht langen und bedeutenden Stollen keinerlei Wasser austritt - möglicherweise gibt es ja hier noch einen tieferen Erbstollen (s.u.)
Ganz in der Nähe liegt eine ebenfalls mit Hinweistafel verzierte Wasseraustrittsstelle, bei der es sich um den Unteren Kalkofenstollen handelt. Gut, das die Tafel dort steht, sonst würde man den Stollen als solchen gewißlich nicht mehr als solchen erkennen. Ganz ähnlich - nämlich nicht erkennbar - präsentiert sich heute der Webersfelder Stollen am Ortsausgang von Bieber in Richtung Rosbach. Die Lage des Mundloches und der Verlauf dieses letzten in Betrieb stehenden Bieberer Förderstollens, der erst 1925 geschlossen wurde, ist so aufgeschüttet und rekultiviert, das man auch hier rein gar nichts mehr von ehemals montanen Tuns erkennen kann. Eventuell besteht hier ein Zusammenhang mit einigen größeren Betonrohren, die unweit vom Stollen in den Bieberbach einmünden.
Mein weiterer Weg führte dann zunächst in das bachabwärts liegende Dörfchen Roßbach, wo sich der Erbstollen des Bieberer Revieres befindet. Leider konnte ich diesen nicht auffinden, auch zeigten sich die Bewohner des Ortes herzlich uninformiert. Auf der Rückfahrt nach Bieber erspähte ich dann noch einen recht guten und informativen Ortsplan an der Gemeindeverwaltung, dem ich noch die Lage weiterer Sachzeugen des hiesigen Bergbaus entnehmen konnte. Zum einen war hier ein Stollen hinter dem Bieberer Schwimmbad erwähnt. Das Schwimmbad fand ich ohne weiteres, nicht jedoch den dahinter liegenden Stollen, der sich - als solcher nicht erkennbar - irgendwo auf dem sanft ansteigenden, quelligen Wiesengelände dahinter befunden haben mag..
Als örtliches montanhistorisches Highlight muß man dagegen den direkt an der B 276 am Ortsausgang Bieber in Richtung Florsbachtal liegenden Alten Röhriger Kobaltstollen ansehen. Hier hat man sich viel Mühe gegeben und einen etwa 8 m langen, hübsch zurechtgemachten Stollennachbau in den Berg getrieben. Nun ja, das Mundloch ist zweifelsfrei hübsch gelungen. Laut Begleittafel hat der 1731 begonnene Stollen bei 210 m den Zechenschacht erreicht, bei 345 m den alten Kunstschacht und bei 415 m schließlich den Neuen Kunstschacht. Dabei wurde 1756 zum erstenmal gut erzhaltiger Kupferschiefer angetroffen, der in der Folge in mühevoller Strebarbeit längere Zeit mit hereingewonnen wurde. Interessant ist dies insofern, als normalerweise der Kupferschieferabbau zur Entdeckung der Kobaltrücken führte, hier in Bieber war es aber wohl umgekehrt.
Schließlich ist noch ein weiterer auf der Gemeindekarte eingetragener Stollen zu erwähnen, der hoch am Hang nördlich oberhalb Biebers liegt und den geheimnisvollen Namen "Elsebachstollen - Stollen der Stadt Frankfurt" trägt. Offensichtlich handelt es sich dabei um einen Wasserstollen oder Wasserleitungsstollen zur Trinkwasserversorgung Frankfurts. Es wäre sicher interessant, hierüber Näheres in Erfahrung zu bringen, da möglicherweise mit diesem Stollen interessante geologische Strukturen durchfahren wurden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, das Bieber ein sehr interessantes altes Bergbaurevier ist, das aber auf den ersten Blick für die montanhistorische Feldforschung wenig zugänglich erscheint. Auffallend ist die geringe Anzahl von Halden an den Stollen, eigentlich findet sich da kaum etwas, noch nicht einmal bei den ehemaligen Hauptförderstollen. Etwas anders sieht dies wohl im angrenzenden Lochbornrevier aus, wo es umfangreiche Pingenfelder gibt. Ein Großteil des Lochborns steht jedoch mittlerweile unter Naturschutz, sodaß auch hier nur wenig Möglichkeiten zur näheren montanhistorischen Erkundung bestehen.
***
Auf meinem weiteren Weg nach Schwaben bin ich dann noch kurz bei der Grube Wilhelmine in Sommerkahl vorbeigefahren, die ich von einer legend"ren Spessartexkursion anlässlich einer DGG - Tagung in Würzburg anno 1985 oder so schonkannte. Die Grube ist unschwer am oberen Ortsende von Sommerkahl zu finden und zeichnet sich durch einen überaus farbenprächtigen Tagebau aus.
Tagebau der Grube Wilhelmine bei Sommerkahl
Quelle: Herr Schuster, 1999
Auch hier sei ein entsprechender Fremdtext zitiert:
Lage der Grube Wilhelmine:
Das Bergwerk liegt am östlichen Ende von Obersommerkahl bei Schöllkrippen im Spessart. Ummittelbar nach den letzen Häusern ist der ehemalige Tagebau auf der Nordseite des Tales zu sehen, von dem die Stollenmundlöcher zu den erhaltenen Strecken der 23m-Sohle ausgehen; weitere sind teilweise verschüttet. Weiter östlich sind die Reste der Aufbereitung fast gänzlich verwachsen am Hang zu finden. Es handelt sich um die Reste und Fundamente der Aufbereitungsanlagen aus Kugelmühlen und LINKENBACH-Rundherde. Der Schacht dazu ist dauerhaft verschlossen worden und liegt nördlich des Tagebaues.
Geologie:
Die zahlreichen, nur dünnmächtigen und sehr absätzigen Erzgänge auf den Spaltenzügen von bis zu ca. 2 cm Mächtigkeit treten in kaum veränderten und sehr standfesten Muskovit-Gneisen auf. Im Bereich des Tagebaues sind die primären Erze oft zu den bunten Sekundärmineralien umgesetzt. Die Erze wurden wohl aus dem früher überlagerten Kupferschiefer von den hydrothermalen Lösungen umgelagert.
Historie:
Der Abbau von Kupfererzen um Sommerkahl/Schöllkrippen begann im Mittelalter und ist für 1540 dokumentiert; damals wurde jedoch der Kupferschiefer abgebaut. Erst im 19. Jahrhundert begann man im Bereich der "Wilhelmine" Cu-Erze zu gewinnen. Nach dem 1. Weltkrieg führt der Rohstoffmangel zu einem Wiederaufleben. Man ließ sich jedoch von den großflächig auftretenden, bunten Sekundärmineralien blenden und mußte bereits 1922 den Betrieb wieder einstellen. Die Aufbereitung war auch im Winter problematisch, das das Wasser für die LINKENBACH-Rundherde fehlte.
Mineralien:
Die bunten Mineralien des Tagebaues sind seit langem das Ziel von Mineraliensammlern. Die primären Erze sind Verwachsungen aus den Mineralien Bornit, Tennantit, Pyrit und Chalkopyrit. In Spuren dabei finden sich die Gangarrten weißer Baryt, hellbrauner Siderit, weißer Calcit und farbloser Quarz.
Fremdtext Ende.
Wer sich übrigens für die Tätigkeit des Vereines zur Errichtung des Besucherbergwerkes Wilhelmine interessiert, der möge folgende Adresse anschreiben:
Kupferbergwerk Grube Wilhelmine Sommerkahl e. V. 2000
Wilhelm Völker (1. Vorsitzender)
Wilhelminenstr. 6
63825 Sommerkahl
Tel.: 0 60 24/37 85
Bei der Grube Wilhelmine handelt es sich um einer der ganz wenigen Orte in Deutschland, wo Sekundärmineralien oberflächlich so schön zu sehen sind. Wirklich ein prächtiger Anblick. . Die in der Wand befindlichen Stollen sind allesamt fachgerecht gesichert, allerdings hört man munkeln, das hier demnächst dioe Einrichtung eines Besucherbergwerkes geplant ist. Viel sehen tut man allerdings nicht davon, noch nicht einmal eine Hinweistafel weist auf die geologische Besonderheit dieses Ortes hin.
Eine kurze Erkundung führte mich dann noch ein wenig den Talweg weiter herauf, wo ich auf der rechten Talseite auf die Reste eines Schachtes (?) sowie die Becken einer ziemlich großzügig angelegten Aufbereitungsanlage stieß. bei der es sich wohl um die oben genannten LINKENBACH - Rundherde handelt.. Weiter oben auf den Feldern oberhalb der bunten Tagebauwand gab es dann leider nichts besonderes mehr zu entdecken. Nur ein Neubaugebiet erstreckt sich wenig entfernt davon und es steht zu vermuten, das sich die Grubenbaue der Wilhelmine auch unter dieses erstrecken. Alsdann ging es in der bereits einbrechenden Dunkelheit gen Süden, wo ich um 21:00 nach etlicher Konfusion bei der Ortsdurchfahrt von Ludwigsburg bei Michael in Waiblingen ankam, um mit diesen fleissig dem Gerstensaft bis 04:00 in der Früh zuzusprechen.
Glück Auf !