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In diesem Kapitel sollen alle die Tafeln, Inschriften, Zeichen und Malereien zusammengefasst werden, die nicht oder eher randlich mit dem offiziellen Betrieb einer Grube in Zusammenhang stehen. Diese Gruppe ist außerordentlich vielfältig und kann hier nur ansatzweise behandelt werden. Dazu gehören die weitverbreiteten namensinschriften oder Initialen von Bergleuten oder Besuchern der Grube, Warnhinweise, mehr oder weniger sinnvolle Sprüche, Zeichnungen und Karrikaturen, religiöses und diverse Kuriositäten.


5.1. Namen und Initialen

Mit Abstand am häufigsten dürften Namen oder Initialen zu finden sein, oft mit Jahreszahlen versehen. Zum Teil stammen sie von Bergleuten aus der aktiven Zeit der jeweiligen Grube. Speziell in der letzten Schicht oder unmittelbar vor der Verwahrung wurden besonders häufig Namen oder Initialen hinterlassen. Aber auch nach Schließung der Gruben verewigen sich oft Personen, zum Teil bei offiziellen Befahrungen und dann meist mit vollem Namen, und häufiger noch bei inoffiziellen Befahrungen und dann fast immer nur mit den Initialen. Diese Inschriften haben einfach die Bedeutung "ich habe hier gearbeitet" oder "ich war hier" und erfreuen sich seit Ende des Mittelalters bis heute großer Beliebtheit.

Von Bergleuten oder Bergbeamten stammen die folgenden Beispiele:


Bild 5.1.01:
Initialen mit Jahreszahl 1701. Neuhoffnungstollen, Kamsdorf, Thüringen. Foto: Michael Pfefferkorn.









Bild 5.1.02:
Initialen mit Jahreszahl 1768. Kamsdorf, Thüringen. Foto: Holger Lausch.









Bild 5.1.03: Inschrift mit Initialen, von 1866, Füllort Himmelfahrtschacht, Kamsdorf, Thüringen. Foto: Michael Pfefferkorn.








Am Füllort des Himmelfahrtschachtes in Kamsdorf, Thüringen, finden sich mehrere derartige Initialen mit Jahreszahl sowie Schlegel und Eisen. Dies wurde sicher von den dort arbeitenden Bergleuten hinterlassen. In der Grube Wohlfahrt bei Rescheid in der Eifel findet sich eine Inschrift des Anschlägers der Grube von 1896, neben Zeichnungen von Bergleuten, Schlägel und Eisen und der Inschrift "Glück Auf".


Bild 5.1.04:
Inschrift des Anschlägers, von 1896, Grube Wohlfahrt, Rescheid, Eifel, Nordrhein-Westfalen. Foto: Thomas Witzke.









Bild 5.1.05:
Inschrift mit Namen, vom 25.3.1932, in einer Alabastergrube im Südharz. Foto: Thomas Witzke.








Vermutlich wurde die Inschrift von einem Bergmann bei Schließung der Grube hinterlassen, worauf das zweite Wort in der ersten Zeile hinweist, das wahrscheinlich "aufräumen" heißt.


Eine Reihe schöner Inschriften findet sich in der Elisabeth-Schächter Schlotte bei Wettelrode, die beim Kupferschiefer-Bergbau angefahren wurde. Das helle und weiche Gipsgestein ist zum Anbringen von Inschriften gut geeignet.


Bild 5.1.06:
Inschrift von 1874. Elisabeth-Schächter Schlotte, Wettelrode, Sachsen-Anhalt. Foto: Michael Pfefferkorn.









Bild 5.1.07:
Inschrift Ernst Busch, Bergschüler, 1878. Elisabeth-Schächter Schlotte, Wettelrode, Sachsen-Anhalt. Foto: Michael Pfefferkorn.









Bild 5.1.08:
Inschrift Otto Jähne. Elisabeth-Schächter Schlotte, Wettelrode, Sachsen-Anhalt. Foto: Michael Pfefferkorn.









Bild 5.1.09:
Inschrift Emil Röhrig. Elisabeth-Schächter Schlotte, Wettelrode, Sachsen-Anhalt. Foto: Michael Pfefferkorn.









In den über 800 Jahre alten Kalksteingruben rund um Maastricht finden sich auf niederländischem und belgischem Gebiet eine Unmenge an Inschriften, die von den Arbeitern und von Besuchern der Gruben stammen. Aus der Fülle sollen hier nur einige wenige Beispiele vorgestellt werden.


Bild 5.1.10:
Inschrift von Lambier, vom 19. August 1468. Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien (unmittelbar südlich von Maastricht). Foto: Thomas Witzke.









Die Inschrift lautet:
"Lambier le po(n)deur (?)
fut ici l'a(n) M CCCC LXVIII
le XIX(me) jo(ur) d'auost "
Die Inschrift wurde zweifellos von einer sehr schreibkundigen Person angebracht, vermutlich ein Kopist aus einem Kloster. Eine C14-Datierung hat das Alter der Inschrift bestätigt (Information von Jacquo Silvertant, Maastricht). Die Inschrift ist damit zweifellos als authentisch anzusehen.


Bild 5.1.11:
Signum des Bischofs von Maastricht von 1551,
darüber Inschrift
"Graf v. Kunckowström
Gräfin von Kunckowstroem
geborene Gräfin von
Blumenthal
den 22 Xbr (= Dezember) 1816".
Gangsystem Zonneberg, am St. Pietersberg, Maastricht, Niederlande. Foto: Thomas Witzke.



Bild 5.1.12:
Inschrift von 1644, nördliches Gangsystem, St. Pietersberg, Maastricht, Niederlande. Foto: Thomas Witzke.



Bild 5.1.13:
Inschrift von 1814, Gangsystem Zonneberg, am St. Pietersberg, Maastricht, Niederlande. Foto: Thomas Witzke.



Der Text der Inschrift lautet: "Schönwaldt / Feld Apotheker / in v. Lützows / Frey Corp / aus Elbing / in Preussen / d .. Juny / 1814" und stammt von einem Teilnehmer an den Napoleonischen Befreiungskriegen.



© Thomas Witzke und die jeweiligen Bildautoren {mospagebreak}


5.2. Warnzeichen, Warnhinweise, Verbotszeichen

Außerordentlich schöne Beispiele für Warnzeichen finden sich in den alten Kalksteingruben südlich von Maastricht. Die Zeichen stammen aus der Zeit vor etwa 1500 finden sich an den Grubenfeldgrenzen der einzelnen Konzessionsinhaber nahe bei den Eigentumszeichen der Betreiber. Es handelt sich um Darstellungen von Galgen oder Rad. Ihrer Funktion nach handelt es sich um Piktogramme, die leicht verständlich und eindeutig dem benachbarten Konzessionsinhaber bzw. dessen Arbeitern zu verstehen geben, dass ein Abbau von kalkstein über die Feldgrenze hinaus Diebstahl bedeutet und die Todesstrafe zur Folge hat.
Nach etwa 1500 tauchen diese Zeichen nicht mehr auf. Die hat einmal zu tun mit einer weiteren Verbreitung der Kenntnisse in Lesen und Schreiben (die Eigentumszeichen werden durch Inschriften abgelöst), aber vielleicht auch mit einem Konsolidierungsprosess bei den Konzessionen. Dabei werden die zahlreichen Kleinbetriebe aus der Anfangszeit, die in unmittelbarer Nachbarschaft arbeiteten, durch Eigner größerer Grubenfelder abgelöst, so dass Durchschläge oder Konflikte mit Nachbarbetrieben nicht mehr so oft auftraten.


Bild 5.2.01:
Warnzeichen mit Galgen und Rad, vor 1500. Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien (unmittelbar südlich von Maastricht). Die Zeichen befinden sich an der Firste in heute mehreren Metern Höhe. Foto: Thomas Witzke.









Bild 5.2.02:
Warnzeichen mit Galgen, vor 1500. Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien (unmittelbar südlich von Maastricht). Die Zeichen befinden sich an der Firste in heute mehreren Metern Höhe. Foto: Thomas Witzke.









Bild 5.2.03:
Warnzeichen mit Galgen und Rad, vor 1500. Rechts oben im Bild ein Eigentumszeichen zur Markierung der Grubenfeldgrenze. Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien (unmittelbar südlich von Maastricht). Die Zeichen befinden sich an der Firste in heute mehreren Metern Höhe. Foto: Thomas Witzke.









Sehr schön bei letzterem Bild ist hier die Darstellung der Räder auf einer Stange und die Leitern daneben. Was die Figur zwischen Galgen und den Rädern bedeutet, ist nicht eindeutig zu sagen. Vermutlich handelt es sich um eine Teufelsdarstellung, auch scheint eine Hand etwas von dem Galgen rechts unten im Bild zu holen. Dies würde dann noch eine Verstärkung der Warnzeichen darstellen, etwa in dem Sinn: der Teufel wird sich die Seelen der Diebe holen, die hier Kalkstein stehlen.

© Thomas Witzke {mospagebreak}



5.3. Zeichnungen

Zeichnungen und Gravuren verschiedener Art finden sich gelegentlich in Bergwerken. Entweder wurden sie von den Bergleuten oder von Besuchern angefertigt. Man findet sowohl schnelle Skizzen als auch sorgfältige Arbeiten. Zum Teil tun diese Zeichnungen irgendwelche Ansichten des Herstellers kund, zum Teil sind es Darstellungen aus dem Arbeits- und Lebensumfeld, zum Teil sind es mehr oder weniger kunstvolle Selbstdarstellungen.
Einen besonderen Reichtum an Zeichnungen weisen die z.T. über 800 Jahre alten Kalksteingruben bei Maastricht auf. Der helle Kalkstein und die glatten, durch den Abbau entstehenden Flächen laden auch dazu ein, hier Zeichnung und Inschriften anzubringen. Die Gruben haben offenbar schon sehr zeitig einen intensiven Grubentourismus erlebt. Recht häufige Zeichnungen von Soldaten und Söldnern weisen darauf hin, dass die Bergwerke während kriegerischer Zeiten als Versteck genutzt wurden und offenbar auch von Soldaten aufgesucht und durchsucht wurden (siehe auch die Inschriften in Kapitel 5.1.).


Die folgenden fünf Zeichnungen befinden sich alle in enger Nachbarschaft in der Caestert-Grube im belgisch-niederländischen Grenzgebiet. Nach Stilistik der Zeichnungen und der Kleidung der dargestellten Personen stammen sie wahrscheinlich aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts. Der Narr trägt eine Kappe mit Eselsohren. Die Narren-Symbolik zur damaligen Zeit ist sehr komplex und unterscheidet sich von der heutigen. Man vergleiche hier z.B. Sebastian Brandt's "Narrenschiff" von 1494, in dem über 100 Laster, Dummheiten und Verhaltensweisen kritisch und satirisch in Wort und Bild dargestellt werden.
Bemerkenswert ist in der Caestert-Grube die Darstellung eines Narren als Bergmann. Die genauen Zusammenhänge müssten noch untersucht werden. Sicher nicht zutreffend sind primitive Deutungen wie "Bergleute sind Narren" oder "Wer hier Kalkstein heraussägt, ist ein Narr".
Die zweite Narrenfigur trägt einen Narrenstab mit Narrenkopf. Auch ein derartiger Narrenstab findet sich auf Abbildungen im "Narrenschiff" und anderen Werken aus dem 15. Jahrhundert. Der Narrenstab kann hier vielleicht als ein Spiegel gesehen werden, den der Narr jemandem vorhält, oder er kann mit dem Narrenstab wie mit einem zweiten Narren sprechen.

Bild 5.3.01:
Zeichnung eines Narren mit dem typischen Werkzeug der Bergleute, einer großen Säge, der einen Kalksteinblock heraussägt. Wahrscheinlich 2. Hälfte 15. Jahrhundert. Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien (unmittelbar südlich von Maastricht). Foto: Thomas Witzke.









Bild 5.3.02:
Zeichnung eines Narren, eines Riesen (?) und eines Königs (?). Wahrscheinlich 2. Hälfte 15. Jahrhundert. Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien (unmittelbar südlich von Maastricht). Foto: Thomas Witzke.









Bild 5.3.03:
Zeichnung eines Frau, die ihre Seele an den Teufel verkauft. Wahrscheinlich 2. Hälfte 15. Jahrhundert. Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien (unmittelbar südlich von Maastricht). Foto: Thomas Witzke.









Bild 5.3.04:
Zeichnung eines Bergmanns mit Säge, Hacke und Schwert. Die Schrift ist (obwohl in der gleichen Farbe) erheblich jünger und hat mit der Zeichnung nichts zu tun. Das Gesicht des Bergmanns wurde leider vor wenigen Jahren zerstört. Wahrscheinlich 2. Hälfte 15. Jahrhundert. Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien (unmittelbar südlich von Maastricht). Foto: Thomas Witzke.









Bild 5.3.05:
Zeichnung der Werkzeuge (Gezähe) der Bergleute, zwei Hacken und eine Säge. Wahrscheinlich 2. Hälfte 15. Jahrhundert. Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien (unmittelbar südlich von Maastricht). Foto: Thomas Witzke.









Ebenfalls aus der Caestert-Grube stammen die beiden folgenden Darstellung einer Burg mit Reitern und Galgen sowie einer Jagdszene.


Bild 5.3.06:
Zeichnung einer Burg mit bewaffneten Reitern und Galgen. Wahrscheinlich 2. Hälfte 15. Jahrhundert. Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien (unmittelbar südlich von Maastricht). Foto: Thomas Witzke.









Bild 5.3.07:
Zeichnung einer Jagdszene mit Hund und Wildschwein. Wahrscheinlich 2. Hälfte 15. Jahrhundert. Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien (unmittelbar südlich von Maastricht). Foto: Thomas Witzke.










Die folgende, leider undatierte Zeichnung von Iudocus Crossen (der sich noch an anderer Stelle in der Grube am St. Peitersberg, Maastricht, verewigt hat) stammt vermutlich aus der Zeit des 80-jährigen Kriegs in den Niederlanden (1568 bis 1648) und stellt wohl einen deutsch-sprachigen Söldner dar (erkennbar an der Sprechblase mit "WER DA") - möglicherweise ihn selber. Durch den in die Tiefe fortgeschrittenen Abbau im Lauf der Jahrhunderte befindet sich die Zeichnung heute in mehreren Metern Höhe.

Bild 5.3.08:
Zeichnung von Iudocus Crossen. Nördliches Gangsystem, St. Pietersberg, Maastricht, Niederland. Foto: Thomas Witzke.










Einige Bilder mit Soldaten aus napoleonischer Zeit finden sich in der schon genannten Caestert-Grube bei Petit Lanaye.

Bild 5.3.09:
Zeichnung eines Soldaten aus napoleonischer Zeit, Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien. Foto: Thomas Witzke.









Bild 5.3.10:
Zeichnung eines Soldaten aus napoleonischer Zeit, Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien. Foto: Thomas Witzke.









Bild 5.3.12:
Zeichnung mit Soldaten auf einem Karussel, aus napoleonischer Zeit, Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien. Foto: Thomas Witzke.










Man beachte auf den nächsten zwei Bildern die Froschlampen. Eine Zeichnung von einem Herrn Teinisser mit seinen zwei Hunden Pada und Turde von 1726 und eine Zeichnung von 1834.

Bild 5.3.13:
Zeichnung von Herrn Teinisser mit seinen zwei Hunden Pada und Turde, von 1726. Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien (unmittelbar südlich von Maastricht). Foto: Thomas Witzke.









Bild 5.3.14:
Zeichnung von 1834. Gangsystem Zonneberg, St. Pietersberg, Maastricht, Niederland. Foto: Thomas Witzke.










An einem Stoß mit einer glatten, großen Schieferfläche haben in der Grube Wohlfahrt, Rescheid, Eifel, die Bergleute zahlreiche Gravuren und Inschriften hinterlassen. Zu sehen sind mehr oder weniger stilisiert dargestellte Bergleute, aber auch eine Frau und ein Schwein. Die Zeichnungen sind um 1900 entstanden.


Bild 5.3.15:
Zeichnungen (Gravuren) von Bergleuten. Grube Wohlfahrt, Rescheid, Eifel, Nordrhein-Westfalen. Foto: Thomas Witzke.









Bild 5.3.16:
Zeichnung (Gravur) eines Bergmanns. Grube Wohlfahrt, Rescheid, Eifel, Nordrhein-Westfalen. Foto: Thomas Witzke.









Bild 5.3.17:
Zeichnung (Gravur) eines Schweins, erkennbar an dem Ringelschwanz. Grube Wohlfahrt, Rescheid, Eifel, Nordrhein-Westfalen. Foto: Thomas Witzke.











© Thomas Witzke und die jeweiligen Bildautoren {mospagebreak}



5.4. Erotische bis pornografische Zeichnungen und Inschriften

Nicht ungewöhnlich sind auch erotische bis pornografische Zeichnungen oder Inschriften. Das Spektrum reicht von sorgfältigen Zeichnungen bis hin zu schnellen Schmierereien.
Die erste Zeichnung, vermutlich aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts, zeigt einen Mann, der Sodomie mit einem Hund treibt. Man kann spekulieren, ob der Zeichner eine konkrete Person im Sinn hatte (die dann sicher auch den anderen Arbeitern bekannt war), und die Sodomie eher ein Symbol für die generelle Schlechtigkeit der Person ist, oder ob es einfach bedeutet "der ....... ist ein Schwein und treibt es auch mit Hunden". Eine andere Möglichkeit ist, dass der Zeichner generell ein Symbol für die Verkommenheit der Welt geben wollte.


Bild 5.4.01:
Zeichnung eines Mannes, der Sodomie mit einem Hund treibt. Wahrscheinlich 2. Hälfte 15. Jahrhundert. Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien (unmittelbar südlich von Maastricht). Foto: Thomas Witzke.









Bild 5.4.02:
Erotische Zeichnung, vermutlich nach 1900. Apostel-Grube, Maastricht, Niederlamnd. Foto: Thomas Witzke.









Bild 5.4.03:
Zeichnung, wahrscheinlich aus den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts. Grube Brefeld, Tarthun bei Staßfurt, Sachsen-Anhalt. Foto: Thomas Witzke.









Bild 5.4.04:
Zeichnung. Segen-Gottes-Schlotte, Wettelrode, Sachsen-Anhalt. Foto: Michael Pfefferkorn.









Bild 5.4.05:
Bild aus dem Molchner Stollen, Pobershau, Erzgebirge, Sachsen. Foto: Holger Lausch.









Bild 5.4.06:
Bild aus der Grube Methusalem, Freiberg, Erzgebirge, Sachsen. Foto: Holger Lausch.











© Thomas Witzke und die jeweiligen Bildautoren {mospagebreak}


5.5. Inschriften und Zeichnungen mit politischem Hintergrund

Hinterlassenschaften aus dieser Kategorie dürften eher die Ausnahme sein. Ein besonders schönes Beispiel aus der Zeit der ersten Jahre der DDR ist in der Kupfergrube Sadisdorf zu sehen.

Bild 5.5.01: Zeichnung in der Kupfergrube Sadisdorf, Erzgebirge, Sachsen, um 1950. Foto: Thomas Witzke.









Wahlkampf für die USPD von 1920 findet sich in der Grube Brefeld bei Staßfurt. Wahlkampf-Inschriften sind mir bisher aus keiner weiteren Grube bekannt, deshalb dürfte es sich hier um ein recht bemerkenswertes Dokument handeln. Das verdrehte "S" in der Inschrift USPD ist noch an einer anderen Stelle in der Grube zu finden gewesen.


Bild 5.5.02: Wahlkampf für die USPD, vom 6.6.1920. Grube Brefeld, Tarthun bei Staßfurt. Grube Brefeld, Tarthun bei Staßfurt, Sachsen-Anhalt. Foto: Thomas Witzke.









Das im folgenden Bild erkennbare, eingeritzte Zeichen (am Stoß oben, etwas rechts der Bildmitte) soll original aus der Mitte der Dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts stammen. Aber auch wenn es jünger ist, stellt es zweifellos eine politische Meinungsäußerung dar. Auf eine Nennung des Zeichens wird hier verzichtet, um ein Auffinden mittels Suchmaschinen zu verhindern. Um etwaigen Fragen gleich zu vorzubeugen: die Darstellung aus dokumentarischen Gründen ist gesetzlich gestattet und stellt keine Werbung für verfassungsfeindliche Organisationen dar. Die Darstellung steht in keinerlei Zusammenhang mit den persönlichen Ansichten des Autors.


Bild 5.5.03: Zeichen in der Grube Christbescherung, Großvoigtsberg, Erzgebirge, Sachsen. Foto: Michael Pfefferkorn.










5.6. Inschriften und Zeichnungen mit religiösem Hintergrund

Die drei folgenden Bilder stammen aus einer Kalksteingrube südlich von Maastricht. Sie wurden wahrscheinlich von Mönchen des nahe gelegenen Klosters Slavante im 15. oder 16. Jahrhundert gezeichnet.


Bild 5.6.01: Zeichnung aus dem 15. oder 16. Jahrhundert in der Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien (unmittelbar südlich von Maastricht). Foto: Thomas Witzke.









Bild 5.6.02: Zeichnung aus dem 15. oder 16. Jahrhundert in der Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien (unmittelbar südlich von Maastricht). Foto: Thomas Witzke.









Bild 5.6.03: Weintrauben und der Gekreuzigte, Zeichnung aus dem 15. oder 16. Jahrhundert in der Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien (unmittelbar südlich von Maastricht). Foto: Thomas Witzke.









Bild 5.6.04:
Inschrift "Hoc fecit (= dies hat gemacht) Willem Ejssen Anno 1744". Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien (unmittelbar südlich von Maastricht). Foto: Thomas Witzke.









© Thomas Witzke und die jeweiligen Bildautoren {mospagebreak}



5.7. sonstige Inschriften, Sinnsprüche, Ermahnungen usw.

Besonders reich mit Sinnsprüchen und Ermahnungen sind die Wände der Kammer für die Fördermaschine des Blindschachtes in der Kupfergrube Sadisdorf im Erzgebirge versehen.
So finden sich hier die Inschriften, die der Maschinist die ganze Zeit vor Augen hatte:
"Aufmerksam u. sauber ist deine Pflicht. Drum, Maschinist, vergiß es nicht.".
"Edel sei der Bergmann hilfreich und gut".
"Es grüne die Tanne, es wachse das Erz. Gott schenk uns Bergleut ein fröhliches Herz.Glück Auf.", und darunter, kaum noch zu entziffern "Fang deine Arbeit munter an, so ist sie auch schon halb getan".
"Bergmannsblut hat frohen Mut" (hier nicht im Bild dargestellt).

Bild 5.7.01: Inschrift in der Kupfergrube Sadisdorf, Erzgebirge, Sachsen. Foto: Thomas Witzke.









Bild 5.7.02: Inschrift in der Kupfergrube Sadisdorf, Erzgebirge, Sachsen. Foto: Thomas Witzke.









Bild 5.7.03: Inschrift in der Kupfergrube Sadisdorf, Erzgebirge, Sachsen. Foto: Thomas Witzke.









Nur schwach und in schwer lesbarer Sütterlin-Schrift um 1900 in einen Stoß mit einer ebenen Schieferfläche gekratzt ist der folgende Spruch aus der Grube Wohlfahrt in Rescheid, Eifel:

"Mensch bedenk du hast Verstand
drum scheiß in die Rösch und nicht
auf den Rand"


Bild 5.7.04: Inschrift in der Grube Wohlfahrt, Rescheid, Eifel, Nordrhein-Westfalen. Foto: Thomas Witzke.









Gelegentlich finden sich boshafte, spöttische und ironische Inschriften oder Karikaturen. Ein Beispiel dafür ist in der Grube Reiche Zeche, Freiberg zu sehen. Hier hat jemand Kritik an einer bemerkenswerten Form des Ausbaus geübt:
"Den Berggeist aus den Latschen haut / solcher Fromms wie Osmi baut".

Bild 5.7.05: Eine boshafte Inschrift. Reiche Zeche, Freiberg, Erzgebirge, Sachsen. Foto: Thomas Witzke.









Interessante Begebenheiten abseits des offiziellen Grubenbetriebes dürften sicher recht selten vermerkt worden sein. Bemerkenswert ist hier eine Inschrift in der Kalksteingrube St. Pietersberg, Maastricht, von 1630.

Bild 5.7.06: Inschrift von 1630, Nördliches Gangsystem, St. Pietersberg, Maastricht. Foto: Thomas Witzke.









Die Inschrift lautet:

LE VALEREVX BeLgi
DANS Ce LIEV SA TROVVE
VYNE CRAINNOIT PERSONNE
QVY GRAND QVIL EVSTET
Ce IOVRDHVY NOS DEMAND
eT MeRCY eT PAD(?)ON
PRESANTANt NVS DONNeR
DEVX CARL D OR PATACON
MAIS eSTANT PLVS DISCRet
QVE DE PRENDRe SON ARgEN
NOVS L AVONS LAPIDe eT
FASTONNE TRES BIeN

SILVIVS eT GHYS EN
L'AN 1630
Le 5 d AVRIL
2 HeVRS APRES DINE



Die Übersetzung lautet:

Die tapferen Belgier
An dieser Stelle
hat sich eine feige (?) [oder verängstigte ?] Person befunden,
die großzügig wie sie war,
uns heute um Gnade
und Vergebung bat,
währenddessen sie uns zwei falsche [oder wertlose ?] goldene
Karlsmünzen (Carl d'or) angeboten hat.
Aber zu bescheiden
um ihr Geld anzunehmen,
haben wir sie mit Steinen beworfen
und sehr gut gefesselt.

Silvius und Ghys,
Im Jahre 1630,
am 5. April,
2 Stunden nach dem Abendessen



Die Grube war rund 800 Jahre in Betrieb. Ein Teil der Grube, in der sich auch die Inschrift befindet, war zeitweise frei zugänglich und hier konnte jeder, der Baumaterial benötigte, gegen ein Entgelt Kalkstein brechen.
Für die Übersetzung sei an dieser Stelle Robert Vercauteren (Brüssel) und Eric Welling (Köln) ganz herzlich gedankt. Zum historischen Hintergrund hat Eric Welling folgendes angemerkt:
"Im historischen Rahmen kann man die Inschrift durchaus als authentisch betrachten. Von 1568 bis 1648 (Frieden von Münster) herrschte in den historischen Niederlanden der 80-jährigen Krieg (vgl. in Deutschland der 30-jährige Krieg). Die nördlichen, protestantischen Holländischen Staaten kämpften gegen die Spanisch-besetzten, katholischen südlichen Niederlanden (etwa Flandern). Auf beiden Seiten kämpften vor allem Söldner, die hauptsächlich aus den Deutschen Ländern (wie etwa Wilhelm von Oranien) und Frankreich kamen. Maastricht (und die direkte Umgebung) war eine Enklave der Holländischen nördlichen Protestanten (Geuzen) in den südlich, Spanisch-besetzten Niederlanden.
Der Text kann sowohl wörtlich, aber auch ironisch gemeint sein.
Maastricht (Fr. Maestricht) hat immer mehr oder weniger an der Sprachgrenze zwischen Holländisch/Flämisch und Französich gelegen. Das ist auch heute noch so. Die Sprachgrenze verlief damals von Maastricht bis etwa nördlich der Normandie.
Carl d'or: Goldene Münze des Kaiser Karl V. Das Geldstück hatte ein Gewicht von 2,91gr, Goldanteil nur 0,583% (14 Karat)."




© Thomas Witzke und die jeweiligen Bildautoren

weiter zu 6. nicht sicher gedeutete Tafeln, Zeichen, Inschriften, Zeichnungen usw.