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3.1. Fundtafeln

Fundtafeln sind eine Besonderheit des Freiberger Reviers und nur aus der Zeit von 1785 bis etwa 1815 bekannt. Obwohl sie auch markscheiderische Punkte darstellen, sollen sie hier wegen ihrer großen Verbreitung im Freiberger Revier in einem speziellen Kapitel behandelt werden. Gleichzeitig stellen die Fundtafeln auch "Ereignistafeln" (siehe Kapitel 4) dar, da sie das Auffinden eines Ganges belegen. Als Vorläufer der Fundtafeln sind die in Kapitel 2 behandelten Tafeln zu Grubenmittelpunkten zu betrachten.
Das Freiberger Bergamt erließ 1785 im Quartal Reminiscere ein Regulativ, das hier nach Adlung (1999) zitiert werden soll:

"... Künftig hin sollen nach der Bestätigung einer Fdgr. auf einem im Freyen liegenden oder ganz unverliehenem Gang, so wie es in vorigen Zeiten gehalten worden sey, von den Herrn Reviergeschwornen die Fundstätte angehauen werden sollte, wodurch viele Streitigkeiten für die Zukunft verhindert werden können. Es sind dahero die die Herrn Reviergeschwornen angewiesen worden, dass jeder derselben nach jedesmaliger Bestätigung einer Fdgr. auf einem in sr. Revier liegenden Gange die Fundstätte mit dem Signo benebst den Anfangsbuchstaben von dem Namen der Grube und die Jahreszahl an einem schükl. Orte, und zwar, wenn der Fund in der Grube angegeben worden, im Hangenden oder Liegenden, wenn aber der Fund über Tag angegeben worden, auf den dießfalls zu setzenden Fundstein einhaun, dessen auch in dem nächst darauf einzureuchenden Fahrbögen gedenken und dabey den Ort, wo die Fundstätte eingehauen, oder wie weit der Fundstein ins Hangende oder Liegende des Ganges gesetzt worden genau bestimmen soll. Von jeder solcher dergestalt eingehauenen Fundstätte aber solle den H. Reviergeschwornen, wie schon fast gewöhnlich gewesen, 8 gr. Im Register der Grube passierlich verschrieben werden. ..."

Die den Tafeln zugrunde liegende Stufe entspricht dem in Kapitel 2 beschriebenen Verstufungssymbol, dem Doppelkreuz.
Neben der Dokumentation der Ansprüche der Fundgrübner ließen sich die Fundtafeln auch zu markscheiderischen Zwecken verwenden. Deshalb sind in ihnen häufig Bohrlöcher für Holzdübel zu sehen.
Ausführung und Größe der Tafeln ist sehr unterschiedlich, ebenso die Gestaltung der Buchstaben auf den Tafeln. Die Tafeln wurden meist ins anstehende Gestein geschlagen, es finden sich jedoch auch Exemplare, die übertage gefertigt und dann in vorbereitete Nischen eingesetzt wurden. Den Tafeln gemeinsam ist, dass sie die abgekürzte Gangbezeichnung, die Jahreszahl vom Fund sowie das Namenskürzel des Geschworenen tragen.
Nach einer Schätzung von St. Adlung wurdem im Freiberger Revier etwa 250 bis 300 Fundtafeln geschlagen.
In Folgenden sollen einige Beispiele für Fundtafeln aus dem Freiberger Revier vorgestellt werden.


Bild 3.1.01:
Fundtafel in der Grube Alte Hoffnung Gottes, Kleinvoigtsberg bei Freiberg, Erzgebirge, Sachsen. Bedeutung der Abkürzungen: Friedrich Spat, 1788, Johann Carl Gottlieb Beutel, Geschworner. Beim Schlagen der Kürzel wurde ein Feld zu tief angefangen. Foto Thomas Witzke.









Bild 3.1.02:
nicht beendete Fundtafel, Grube Alte Hoffnung Gottes, Kleinvoigtsberg bei Freiberg, Erzgebirge, Sachsen. Bedeutung der Abkürzungen: Friedrich Spat, 1788, Johann Carl Gottlieb Beutel, Geschworner. Foto Thomas Witzke.









Bild 3.1.03:
Fundtafel, Tiefer Alte Hoffnung Gottes Erbstolln, Kleinvoigtsberg bei Freiberg, Erzgebirge, Sachsen. Bedeutung der Abkürzungen: Burkhardt Stehender, 1790, K...... Geschworner. Foto Thomas Witzke.









Bild 3.1.04:
Fundtafel, Grube Reiche Zeche, Freiberg, Sachsen. Bedeutung der Abkürzungen: Jung Elisabeth Stehender, 1789, K..... Geschworner. Foto Thomas Witzke.









Bild 3.1.05:
Fundtafel, Querschlag zwischen Thurmhofer Hilfsstolln und Hoffnung Schacht, Grube Reiche Zeche, Freiberg, Sachsen. Bedeutung der Abkürzungen: Carolus Stehender, 1809, Unger Geschworner. Foto Thomas Witzke.









Bild 3.1.06:
Fundtafel, Grube Trau auf Gott Erbstolln, Lichtenberg bei Freiberg, Sachsen. Bedeutung der Abkürzungen: Trau auf Gott Stehender, 1815, N...... Geschworner. Foto Thomas Witzke.









Bild 3.1.07:
Eingesetzte Fundtafel, Ludwig Flacher, 1793, Gottlob Abraham Klemm, Geschworner. Brand-Erbisdorf bei Freiberg, Sachsen. Foto Michael Pfefferkorn.









Bild 3.1.08:
Fundtafel, Friedrich Stehender, 1803, N.N. Hensel Geschworner, daneben Jahrestafel von 1802. Brand-Erbisdorf bei Freiberg, Sachsen. Foto Michael Pfefferkorn.









Bild 3.1.09:
Fundtafel, Alt Molchner Stehender, 1806, David Gottlob Friedrich Braune, Geschworner. Brand-Erbisdorf bei Freiberg, Sachsen. Foto Michael Pfefferkorn.









Auch aus anderen Revieren sind Fundtafeln bekannt, jedoch in völlig anderer Gestaltung.


Bild 3.1.10:
Fundtafel, Amandus Flacher, Grube Vater Abraham, Marienberg, Erzgebirge, Sachsen. Foto anonym (1).










Literatur:
ST. ADLUNG (1999): Markscheiderische Tafeln und Inschriften im sächsischen Erzbergbau.- Schriftenreihe Akten und Berichte vom sächsischen Bergbau, Heft 22. Jens-Kugler-Verlag Kleinvoigtsberg


© Thomas Witzke und die jeweiligen Bildautoren {mospagebreak}



3.2. Gangtafeln

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verloren die Fundtafeln im Freiberger Revier ihre Funktion und wurden durch Gangtafeln verdrängt. Die Gangtafeln zeigen üblicherweise nur noch die Gangbezeichnung. Auch diese Tafeln wurden meist in das Gestein geschlagen, aber auch eingesetzte, übertage vorbereitete Tafeln finden sich.


Bild 3.2.01:
Gangtafel, Benjaminspat, Himmelfahrt Fundgrube, Freiberg, Erzgebirge, Sachsen. Foto Michael Pfefferkorn.









Bild 3.2.02:
Gangtafel, Glückauf Spat, Himmelfahrt Fundgrube, Freiberg, Erzgebirge, Sachsen. Foto Michael Pfefferkorn.









Bild 3.2.03:
Gangtafel, Ernst Morgengang, Himmelfahrt Fundgrube, Freiberg, Erzgebirge, Sachsen. Foto Michael Pfefferkorn.









Bild 3.2.04:
Gangtafel, Freundliche Gesellschaft Flacher, Himmelfahrt Fundgrube, Freiberg, Erzgebirge, Sachsen. Foto Michael Pfefferkorn.









Bild 3.2.05:
Gangtafel, Krieg und Friede Stehender, Himmelfahrt Fundgrube, Freiberg, Erzgebirge, Sachsen. Foto Thomas Witzke.









Bild 3.2.06:
Gangtafel, Julius Stehende oder Seliger Trost Flacher, Himmelfahrt Fundgrube, Freiberg, Erzgebirge, Sachsen. Foto Thomas Witzke.









Bild 3.2.07:
Gangtafel, Thurmhof Stehender, Himmelfahrt Fundgrube, Freiberg, Erzgebirge, Sachsen. Foto Thomas Witzke.









Bild 3.2.08:
Gangtafel, Wille Gottes Spat, Thelersberger Stollen, Brand-Erbisdorf bei Freiberg, Erzgebirge, Sachsen. Foto Michael Pfefferkorn.









Bemerkenswert ist die folgende Gangtafel, neben der sich ein Markscheidekreuz mit Bohrloch für den Holzdübel befindet. Sie erinnert damit an die ursprüngliche Bedeutung als Fundtafel und markscheiderischen Vermessungspunkt.


Bild 3.2.09:
Gangtafel mit Markscheidekreuz, Gottlob Morgengang ehem. David Stehender, Davidschacht, Himmelfahrt Fundgrube, Freiberg, Erzgebirge, Sachsen. Foto Michael Pfefferkorn.









Eher ungewöhnlich sind weitere Angaben auf Gangtafeln, wie hier in dem Beispiel aus Zug am Mendenschacht vom Leander Stehenden, Tiefer Fürstenstollen, mit Angabe der 71,4 Lachter Teufe unter Tage.


Bild 3.2.10:
Gangtafel mit Teufenangabe, Leander Stehender, Mendenschacht, Zug bei Freiberg, Erzgebirge, Sachsen. Foto Michael Pfefferkorn.









Bild 3.2.11:
Gangtafel, Hilfe des Herrn Spat und Flacher, mit Angabe 270 Lachter, Thelersberger Stollen, Brand-Erbisdorf bei Freiberg, Erzgebirge, Sachsen. Foto Michael Pfefferkorn.









Bild 3.2.12:
Gangtafel, Stolln Spat, mit Angabe 27 Lachter bis Endig-Schacht, Thelersberger Stollen, Brand-Erbisdorf bei Freiberg, Erzgebirge, Sachsen. Foto Michael Pfefferkorn.









Auch aus anderen Revieren sind Gangtafeln bekannt, wenn auch erheblich seltener als im Freiberger Revier und im allgemeinen weniger aufwändig gestaltet. Die folgenden zwei Bilder zeigen Beispiele aus dem Marienberger Revier.


Bild 3.2.13:
Gangtafel, Bauer Morgengang, Marienberger Revier, Erzgebirge, Sachsen. Vermutlich bei späteren Arbeiten (Wismut ?) beschädigt. Foto Jan Münch.









Bild 3.2.14:
Gangtafel, Elisabeth Flacher, Marienberger Revier, Erzgebirge, Sachsen. Foto Jan Münch.











© Thomas Witzke und die jeweiligen Bildautoren {mospagebreak}



3.3. Tafeln und Zeichen zu bestimmten Stollenniveaus und Schächten bzw. Markierung bestimmter Anlagen, Tafeln zur Orientierung


Im Folgenden werden Tafel oder Zeichen vorgestellt, die bestimmte Stollenniveaus oder Schächte bezeichnen oder untertägige Anlagen markieren. Sie belegen entweder das Erreichen eines bestimmten Ortes oder Niveaus und leiten damit zu den Vortriebs- oder Ereignistafeln über, oder dienen der Orientierung und Kennzeichnung. Auch der Repräsentationsgedanke spielte wohl bei einigen Tafeln eine Rolle.

Hier eine Tafel von 1795 im Gestängeort zum Kunstrad auf der 4. Gezeugstrecke im Beschert Glück Neuer Kunstschacht, Zug bei Freiberg, Sachsen.

Bild 3.3.01:
Tafel auf der 4. Gezeugstrecke, Beschert Glück Neuer Kunstschacht, Zug bei Freiberg, Erzgebirge, Sachsen. Foto Michael Pfefferkorn.









Von der Ausführung her wie die in Kapitel 3.2. beschriebenen Gangtafeln gestaltet, bezeichnet die folgende Tafel aber keinen Gang, sondern einen Schacht.

Bild 3.3.02:
Tafel am Kindschacht, Revier Himmelfahrt Fundgrube, Freiberg, Erzgebirge, Sachsen. Foto Michael Pfefferkorn.









Für Umbrüche gibt es ebenfalls Tafeln im Freiberger Revier. Die Umbrüche sind nummeriert. Auch Lachterangaben sind vorhanden. Bemerkenswert ist die in Bild 3.3.04 dargestellte Tafel von Umbruch Nr. 19 (die Nummer befindet sich außerhalb des Bildausschnittes), auf der Bleistiftnotizen des Markscheiders zu erkennen sind.

Bild 3.3.03:
Tafel an einem Umbruch. Thelersberger Stollen, Brand-Erbisdorf, Erzgebirge, Sachsen. Foto Michael Pfefferkorn.









Bild 3.3.04:
Tafel an einem Umbruch, mit Bleistiftnotizen des Markscheiders. Thelersberger Stollen, Brand-Erbisdorf, Erzgebirge, Sachsen. Foto Michael Pfefferkorn.









Bild 3.3.05:
Tafel an einem Querschlag, 21 Lachter bis zum Auferstehung Christi Stehenden. Reiche Zeche, Freiberg, Erzgebirge, Sachsen. Foto Robert Brückl.







© Thomas Witzke und die jeweiligen Bildautoren

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